Nicolaes Berchem

Studienblatt mit neun liegenden Schafen und Lämmern, um 1660

In der duftigen Wiedergabe des Schaffells erinnern die Studien an frühe Berchem-Zeichnungen aus dem Londoner Skizzenbuch;(Anm.1) und auch die Kombination von schwarzer Kreide und Rötel ist bereits auf Tierstudien der späten 1640er Jahre zu beobachten.(Anm.2) Von diesen Arbeiten unterscheidet sich jedoch die deutlich feiner strukturierte Felltextur mit den sensibel ineinander verwobenen Farbtönen. In diesen Eigenschaften erinnert das Blatt an eine Gruppe von Landschaftszeichnungen in gleicher Technik, die aus stilistischen Gründen in die frühen 1660er Jahre datiert werden.(Anm.3) Eine Entstehung der Hamburger Schafstudien in diese Zeit ist anzunehmen.
Wie von zahlreichen anderen Tierstudien hat Berchem vermutlich auch von diesem Blatt einen Abklatsch gefertigt, was am leicht aufgeweichten Strich zu erkennen ist.
Ein unmittelbarer Zusammenhang mit Berchems Radierungen H. 30 und H. 31, wie von Schaar vorgeschlagen, ist nicht zwingend vorauszusetzen.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1920,0214.2, um 1644, Annemarie Stefes: Nicolaes Berchem (1620-1683). Die Zeichnungen, 3 Bde., Bern, Univ., Diss. 1997, Bd. 2, Nr. I/7, z. B. fol. 7.
2 Vgl. die Schafstudien in Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 22452, Frits Lugt: École hollandaise, Musée du Louvre, Cabinet des Dessins. Inventaire général des dessins des écoles du Nord, Bd. 1, Paris 1929, Nr. 53, Annemarie Stefes: Nicolaes Berchem (1620-1683). Die Zeichnungen, 3 Bde., Bern, Univ., Diss. 1997, Bd. 2, Nr. I/49, und Washington, National Gallery of Art, Inv.-Nr. 1970.17.136, ebd. Nr. I/50.
3 „Hirten bei den Ruinen von Brederode“ und Gegenstück, Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 205 dR und Inv.-Nr. 206 dR.
4 Schaar, in: Eckhard Schaar: Rembrandt und sein Jahrhundert, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1994 führte das dem Betrachter zugewandte Schaf auf H. 30 auf die vorliegende Zeichnung zurück, doch ist bei dem entsprechenden Tier der Körper in Aufsicht gegeben und kaum seitlich gedreht. Von dem liegenden Schaf auf H. 31, in der Haltung verwandt mit dem zentralen Tier unserer Zeichnung, unterscheidet sich die duftigere Modellierung des Fells.

Details zu diesem Werk

Schwarze Kreide und Rötel auf grauem Papier; Einfassungslinien in schwarzer Kreide und teilweise mit Feder in Braun 212mm x 386mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 34131 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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