Rembrandt Harmensz. van Rijn

Juden in der Synagoge, 1648

Man hat sich daran gestört, dass Rembrandt Juden verschiedener Glaubensrichtungen in dieser Synagoge zusammen sprechen lässt, nämlich die sephardischen, die an der flachen Kopfbedeckung zu erkennen sind, und die aschkenasischen, welche die hohe Mütze tragen. Man muss aber bei Rembrandt auch mit Phantasiekostümen rechnen. Wir wissen, daß er mit Juden Umgang hatte und mit dem Rabbiner Menasseh ben Israel befreundet war. Da es zur Zeit Rembrandts noch keine Synagoge in Amsterdam gab, ist es wahrscheinlicher, dass er Pharisäer zur Zeit Christi im Tempel darstellen wollte.
Das Auge wird gefesselt von dem Paar der erregt debattierenden Greise im Vordergrund. Im sich dahinter öffnenden Raum des Tempels sieht man weitere Paare in gemessenen Schritten wandeln und dabei miteinander sprechen. Auf den Stufen sitzt ein einzelner Jude, der nachdenklich die Hand zum Gesicht führt. Der Tempel wird hier als die Stätte des Gesprächs und des Nachdenkens gezeigt.

Thomas Gädeke
In diesem Zustand wurden Veränderungen von fremder Hand an der Platte vorgenommen. (Vgl. Hinterding, Erik / Rutgers, Jaco: The New Hollstein. Dutch & Flemish Etchings, Engravings and Woodcuts 1450 - 1700, Rembrandt, Text II, Ouderkerk aan den Ijssel 2013, S. 160, Kat. Nr. 242 IV)

Details zu diesem Werk

Radierung, Kaltnadel und Mezzotinto 72mm x 129mm (Platte) 76mm x 133mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 30740 Sammlung: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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