Gerhard Richter
192 Farben, 1966
1966 entstehen 19 Farbkarten in unterschiedlichen Größen und Farbkombinationen, sowie drei Werke in Grautönen. "192 Farben" ist die erste Arbeit der Serie und als einzige in Öl auf Leinwand gemalt. Das Bild vereint 192 Farbquadrate in einem strengen Raster. Dabei findet keine unmittelbare Interaktion der Farben untereinander statt, da sie durch weiße Gitterlinien getrennt sind. Die Anordnung der Felder erfolgte nicht systematisch, die Struktur aber ist angelehnt an industrielle Musterkarten aus Malereifachgeschäften. Gerhard Richter ließ sich für die Serie von der Pop Art inspirieren. Das künstlerische Prinzip des Readymade, der Einbindung von Alltagsgegenständen in die Kunst, spielt eine wichtige Rolle. Der Eigenwert der Farbe steht im Zentrum der Arbeiten. Der Künstler präsentiert die Farbe als Farbe ohne symbolische Bedeutung. Der Zufall ist das Prinzip für die Bildentstehung, subjektive Einflüsse werden zum Beispiel durch die spätere Verwendung von Lack anstatt Öl negiert. Richter lotet mit der Serie, die in den 1960er Jahren ihren Anfang nahm, die Möglichkeiten der Malerei aus. 1971, 1973 und 1974 entwickelt er die Serie weiter und systematisiert die zugrundliegenden Konzepte.
Ann-Kathrin Hubrich