Aelbert Cuyp, Nachahmer

Dordrecht, von Südwesten gesehen

Cuyps eigene Hand wurde von Haverkamp Begemann für dieses Blatt ausgeschlossen,(Anm.1) gleichwohl verrät sich in der Ausführung eine enge Orientierung an authentischen Zeichnungen des Künstlers.(Anm.2) Als mutmaßliches Vorbild kann ein Gemälde in Los Angeles angesehen werden, mit dessen rechter Hälfte unsere Zeichnung größtenteils übereinstimmt.(Anm.3) Dies betrifft nicht nur die topographischen Motive, sondern auch ausschmückende Details wie die Fischerboote, das hölzerne Gatter oder die kleine Hütte am rechten Blattrand. Zudem ist die Beleuchtung im wesentlichen identisch. Haverkamp Begemann hielt das Gemälde für die direkte Vorlage, dessen Motive hier größer, klarer und nahsichtiger wiedergegeben werden.(Anm.4) Vielleicht war die Hamburger Zeichnung ursprünglich breiter angelegt und ist erst von späterer Hand beschnitten worden. Darauf deutet die Verwendung von schwarzer Kreide für die seitlichen Einfassungslinien im Gegensatz zu der mit Feder gezeichneten horizontalen Rahmung.
Einen ähnlichen Bildausschnitt wählte Abraham Rademaker für eine größtenteils übereinstimmende Radierung, bei allerdings im Detail abweichenden Gebäudeproportionen.(Anm.5) Ein direkter Zusammenhang zwischen dieser Radierung und der vorliegenden Zeichnung, wie von Chong 1992 vorgeschlagen, ist aus diesem Grund sicher auszuschließen.(Anm.6)

Annemarie Stefes

1 E-Mail vom 3. 3. 2008.
2 Z. B. „Dordrecht, von Norden gesehen“, Amsterdam, Stichting P. & N. de Boer (schwarze Kreide, grau laviert, vielleicht von späterer Hand überarbeitet, 186 x 504 mm), Aelbert Cuyp en zijn familie, Schilders te Dordrecht. Schilderijen en tekeningen, Ausst.-Kat. Dordrechts Museum, Dordrecht 1977/78, Nr. 64.
3 „Ansicht der Maas bei Dordrecht“, Los Angeles, J. Paul Getty Museum, Inv.-Nr. 83.PB.272. Drei weitere gemalte Varianten dieses Motivs befinden sich in London, National Gallery, Inv.-Nr. NG 6405, Aelbert Cuyp, hrsg. von Arthur K. Wheelock jr. Jr., Ausst.-Kat. Washington, National Gallery of Art, London, National Gallery, Amsterdam, Rijksmuseum, London 2001, Nr. 18; Washington, National Gallery of Art, Inv.-Nr. 1940.2.1, ebd. Abb. 2 und London, Wallace Collection, Inv.-Nr. P 49 und P 138.
4 Gleichwohl werden die unter Anm. 3 aufgeführten Gemälde auf eine verlorene Zeichnung Cuyps zurückgeführt. – Die Kirche selbst ist auf zwei weiteren Zeichnungen Cuyps dargestellt, New York, Sammlung Kramarsky; Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 8754, Hinweis von Egbert Haverkamp Begemann, siehe Anm. 1.
5 Cabinet van Nederlandsche Oudheden, 1725, Bd. 2, Pl. 153, bezeichnet „1650“, mit 80 x 113 mm in deutlich kleinerem Format. Gebäude und Bäume sind auf der Radierung grundsätzlich schlanker proportioniert; das Boots- oder Entenhäuschen ganz rechts wurde umgeformt zu einer Brücke.
6 Alan Chong: Aelbert Cuyp and the meanings of landscape, Diss., Univ., New York 1992, S. 301–302; dagegen sprach sich auch Robert-Jan te Rijdt aus (Mitteilung August 2009 auf Grundlage einer Digitalphotographie).

Details zu diesem Werk

Schwarze Kreide, stellenweise angefeuchtet, Pinsel in Grau, grau laviert auf grau-braunem Papier; Einfassungslinien (schwarze Kreide, oben und unten mit Feder in Braun) 169mm x 295mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 29339 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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