Melchior Lorichs [Lorch], (?)

Hallenbau mit geschweifter Front, 1553

Das eindrucksvolle Blatt ist im Katalog der Sammlung Mitchell als Ansicht des Lateran in Rom bezeichnet worden, was allerdings jeder Grundlage entbehrt. Gleichwohl verarbeitet das Blatt in Rom und Italien Gesehenes, allerdings in einer etwas phantastischen Interpretation. Ähnlich geschweifte Bauten, die die Renaissancearchitektur des Südens mit Elementen des Nordens verbinden, kommen auf Holzschnitten von Lorch als Hintergrundarchitektur vor, so besonders auf dem 1551 entstandenen Holzschnitt mit der Tiburtinischen Sibylle (Hollstein 50). 1551 war Lorch nach Italien gegangen und ist 1553 in Neuburg an der Donau nachweisbar. Auch das vorliegende Blatt weist von der Architektur her in den Umkreis von Augsburg, trotzdem ist die Gesamtanlage der Zeichnung für Lorch außergewöhnlich, weshalb die Zuschreibung an ihn fraglich bleibt. Zu leicht und spontan ist der Strich besonders in den Figuren auf der Attika, zu skizzenhaft wirkt die gesamte Zeichnung, deren Charakter wesentlich durch die bei Lorch unbekannten Weißhöhungen geprägt wird. Auch der 1950 von Fuglsang hergestellte Zusammenhang mit einem traditionell Lorch zugeschriebenen Gemälde in Wien ist inzwischen überholt (Anm.1), da das Gemälde nicht von Lorch stammt, sondern am ehesten in den Umkreis der Meister des Historienzyklus’ für den Wittelsbacher Wilhelm IV. gehört.

Peter Prange

1 Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. 5777, vgl. Sylvia Ferino-Pagden, Wolfgang Prohaska, Karl Schütz: Die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien. Verzeichnis der Gemälde, Wien 1991, S. 118, Taf. 606.

Details zu diesem Werk

Feder in Schwarz auf braun getöntem Papier, mit weißer Deckfarbe gehöht 172mm x 200mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 29338 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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