Sisto Badalocchio

Maria mit dem Christuskind, umgeben vom hl. Franz und dem hl. Matthias, um 1617

Das Blatt wurde von Georg Ernst Harzen als Arbeit des Eustache le Sueur (1616–1655) eingestuft. Diese Einschätzung wurde erst 1995 geändert, als Andrea Czére in der Zeichnung eine Vorstudie zu Sisto Badalocchios Gemälde „Die Heilige Jungfrau umgeben vom Hl. Franz und dem Hl. Matthias“ in der Galleria Nazionale in Parma erkannte.(Anm.1) Die über das gesamte Blatt ausgeführte Quadrierung deutet einen weit fortgeschrittenen Entwurfsprozess an und macht verständlich, dass Badalocchio bei der Ausführung nur noch sehr wenige Detailveränderungen an der Komposition vorgenommen hat. So erhielt der Hl. Matthias zusätzlich zu seinem Attribut der Axt noch ein aufgeschlagenes Buch in die Hand. Zudem wurde im Himmel eine Gloriole mit Engelsköpfen und der Taube des Heiligen Geistes eingefügt. Die Vorstudie wie auch das Gemälde entstanden wohl um 1617, als sich Badalocchio in Parma niederließ und als die dortige Matthias-Bruderschaft in ihr neu gestaltetes Oratorium einzog.(Anm.2)
Czére wies in ihrer Studie über den Zeichner Badalocchio darauf hin, dass die enge Verbindung zum Gemälde sowie die charakteristische Zeichenweise mit Lavierungen und Weißhöhungen unzweifelhaft Badalocchio als Urheber erkennen lassen.(Anm.3) Sehr gut vergleichbar erscheint z. B. hinsichtlich der Technik und Komposition eine Sacra Conversazione („Heilige verehren die auf einer Wolke schwebenden Maria und das Christuskind“) im Stockholmer Nationalmuseum.(Anm.4) In Budapest befindet sich eine von Edith Hoffmann noch als originale Vorstudie bezeichnete, dann von Philip Pouncey zu Recht als Kopie nach dem Hamburger Blatt eingestufte Zeichnung mit der Gesamtkomposition.(Anm.5)

David Klemm

1 Parma, Galleria Nazionale, Inv.-Nr. 1192. Czére 1995, S. 80–81 sowie Abb. 63–65; Czére 2004, S. 27.
2 Czére 2004, S. 27–28.
3 Ebd.
4 Stockholm, Nationalmuseum, Inv.-Nr. NM 1316/1863. Italian Drawings: Florence, Siena, Modena, Bologna. Drawings in Swedish Public Collections 8, Nationalmuseum Stockholm, bearb. v. Per Bjurström, Catherine Loisel, Elizabeth Pilliod, Stockholm 2002, o. S., Nr. 1289, mit Abb.
5 Czére 2004, S. 27–28.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun über sehr schwachen Kreidespuren, braun laviert, weiß gehöht, quadriert (Graphit) auf grau-grünlichem Papier 338mm x 244mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 24048 Sammlung: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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