Annibale Carracci, Kopie
Maria mit Christuskind und Joseph, nach 1775
Das bislang unbestimmte Blatt mit der Darstellung der „Heiligen Familie“ dokumentiert eine Zeichnung Agostino Carraccis.(Anm.1) Allerdings hat der anonyme Zeichner nicht auf das Original des Bolognesen, sondern auf ein 1775 von Arthur Pond publiziertes Faksimile der Zeichnung zurückgegriffen.(Anm.2)
Carraccis Original ist durch die Vielfältigkeit der Strichlagen charakterisiert. Die dadurch entstehende unruhige Gesamtwirkung des Blattes ist sowohl auf dem Faksimile Ponds als auch auf der Hamburger Zeichnung spürbar. Allerdings hat der anonyme Zeichner die Schraffuren stark verändert, sodass sie zum Teil wenig funktional sind und keinen Begriff mehr von der Qualität der Vorlage geben. Davon abgesehen gibt die Zeichnung den Reproduktionsstich in den Umrissen relativ genau wieder.
Eine weitere Kopie nach der Komposition schuf Giuseppe Passeri.(Anm.3)
David Klemm
1 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. Ff, 2.122. Die Zeichnung wurde ehemals Annibale Carracci zugeschrieben; vgl. Donald Posner: Annibale Carracci. A Study in the reform of Italian painting around 1590, Bd. 2 Bde., New York 1971 I, Abb. 76; sie wird aber inzwischen dessen Bruder Agostino zugewiesen. Vgl. den Eintrag in der Internet-Datenbank des British Museum (Stand Mai 2008).
2 Arthur Pond, Charles Knapton: Imitations from Drawings, London 1732-1736, Nr. 28. Laut Bezeichnung auf dem Druck befand sich die Zeichnung ehemals in der Sammlung Richard Mead.
3 Düsseldorf, museum kunst palast, Sammlung der Kunstakademie (NRW), Inv.-Nr. KA (FP) 6561. Vgl. Graf 1995 a, Bd. 5/1, S. 251, Nr. 1308. Von der Vorbildhaftigkeit der Komposition zeugt auch eine Zeichnung Philipp Otto Runges, deren Vorlage bislang nicht erkannt worden ist. Vgl. Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, Studien zur Kunst des neunzehnten Jahrhunderts, Sonderband, München 1975, S. 256, Nr. 56.