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Martin Schongauer, Nachahmer
Brustbild einer Orientalin mit Turban, Ende 15. Jahrhundert
Das Blatt ist die etwas steife Kopie nach einer Schongauer-Zeichnung, von der zwei weitere Fassungen – eine ehemals in der Sammlung de la Sablonière (Anm.1), die andere in München (Anm.2) – existieren. Gegenüber der Münchner Fassung ist auf dem Hamburger Blatt, das unterhalb der Brust beschnitten (?) ist, die Behandlung der Locken verändert. Die Hamburger Zeichnung stammt von einem routinierten Zeichner, der über das volle Strichrepertoire Schongauers verfügt, dies aber mehr als Techniker denn als Künstler anwendet.
Das Münchner Blatt wird inzwischen von einigen Forschern als das Original Schongauers oder zumindest als eine Werkstatt-Arbeit angesehen (Anm.3), während Winzinger in allen drei Blättern noch Kopien nach einer der frühesten Zeichnungen Schongauers sah.
Peter Prange
1 Ehemals S. H. de la Sablonière, Kampen/Holland, vgl. Winzinger 1962, S. 90, Nr. 57 b. Das Blatt befand sich dort in einem Klebeband des Herzogs Philipps von Pommern als Israel van Meckenem, vgl. Catalogue des dessins anciens provenant des collections de feu Mr. S. H. de la Sablonière et de Mr. C. Ekama, Auktion 30.6.1891, Frederik Muller & Cie, Amsterdam 1891, S. 3, Nr. 1.
2 München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 5620, vgl. Winzinger 1962, S. 89–90, Nr. 57.
3 Der hübsche Martin. Kupferstiche und Zeichnungen von Martin Schongauer (ca. 1450–1491), Ausst.-Kat. Colmar 1991, S. 212, Nr. Z 40; Tilman Falk: Deutsche Zeichnungen des 15. Jahrhunderts. Staatliche Graphische Sammlung München 1994, S. 19, Nr. 25.