Martin Schongauer, Nachahmer

Maria mit dem Jesusknaben auf der Rasenbank, 1490 - 1500

Die Hauptzüge der Komposition sind in einer Vorzeichnung in brauner Feder angelegt, die darüber liegende Ausführung erfolgte mit Pinsel in Schwarzbraun und Lavierung bis zur Mantelschließe, während der Kopf und die Haare der Madonna sowie der Christuskopf in einer feineren schwarzen Feder ausgeführt sind. Dieser Teil dürfte von einem anderen und besseren Zeichner genauso ausgeführt worden sein wie die Lavierung innerhalb des Gewandes und die rahmenden Strichelungen.(Anm. 1)
Winzinger bestimmte das Blatt als Wiederholung nach einer bedeutenden, aber verschollenen Schongauer-Zeichnung, von der es eine weitere, in Teilen (nicht der Kopf!) bessere Kopie in Rotterdam (Anm. 2) gibt, von der Borchert annimmt, dass sie noch aus der Schongauer-Werkstatt stammt. Eine freiere Wiederholung in Basel (Anm. 3) hat Falk Jörg Schweiger zugeschrieben.
Die auf dem Hamburger Blatt nicht ganz gelöste Wiedergabe der Hände, mit der Maria das Kind hält, zeigt, wie akribisch und bemüht sich der Zeichner an das Vorbild hielt. Der Kopf von Maria und dem Christuskind dagegen zeigt eine wesentlich sicherere und auch schnellere Hand, die das Blatt vollendete. Es dürfte sich um ein typisches Übungsblatt handeln, das allerdings nicht mehr in Schongauers Werkstatt entstand.

Peter Prange

1 Diese Einschätzung bestätigte Fritz Koreny, Wien, am 20.4.2005 vor dem Original.
2 Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. D1 54, vgl. Ausst.-Kat. Maastricht 2000, S. 274, Nr. 42, Abb.
3 Basel, Kunstmuseum, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. U. VI­II. 14, vgl. Falk 1979, S. 105–106, Nr. 290, Abb.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, Feder und Pinsel in Schwarzbraun, laviert, zwei horizontale Knickfalten und vertikale Brüche 316mm x 247mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 23756 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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