Johann Adam Klein

Marktfrauen in Regensburg, 1816

In der zweiten Junihälfte 1816 brach Klein zusammen mit Johann Christoph Klein zu seiner zweiten Wienreise auf. Begleitet wurden sie auf ihrer Reise bis Straubing bzw. Regensburg von Georg Christoph Wilder und Conrad Wiesner (Anm. 1). Offensichtlich über Bamberg, wo am 22. Juni eine Ansicht der Altenburg entstand (Anm. 2), und dem nur wenige Kilometer nordwestlich von Regensburg gelegenen Deuerling, wo Klein am 26. Juni einen Reisewagen zeichnete (Anm. 3), gelangten die Künstler nach Regensburg. Am Tag darauf entsteht im südlich von Regensburg bereits in Richtung Straubing gelegenen Donaustauf eine Ansicht des dortigen Stadttors (Anm. 4) und eine Zeichnung mit einer Familienszene (Anm. 5), doch am folgenden Tag, dem 28.Juni, finden wir den Künstler wieder in Regensburg, wo das Hamburger Blatt mit der Marktszene entstand. Das Blatt gewinnt seinen pittoresken Reiz gleichermaßen aus dem Nebeneinander von Vollendetem und Unvollendetem, der Öffnung des Bildes zu den Rändern, wo Klein Figuren und das Geschehen nur noch skizzenhaft andeutet, aber vor allem aus Kleins genauer Beobachtungsgabe und seinem Gespür für das Anekdotische.
Dem Hamburger Blatt können zwei weitere Zeichnungen mit ähnlichen in Regensburg entstandenen Genreszenen zur Seite gestellt werden, die Bäuerinnen aus der Gegend um Regensburg darstellen (Anm. 6). Klein und Erhard blieben wohl bis zum 1. Juli in Regensburg – vom 29. Juni stammt ein Blatt Kleins mit der Oberen Wöhrd in Regenburg (Anm. 7) und am 30. Juni zeichnete Erhard das hölzerne Tor in Regensburg (vgl. Inv. Nr. 23281). Am 2. Juli sind die beiden Künstler bereits in Straubing (vgl. Inv. Nr. 23466).

Peter Prange

1 Renate Freitag-Stadler: Johann Adam Klein 1792-1875. Zeichnungen und Aquarelle, Bestandskatalog der Stadtgeschichtlichen Museen Nürnberg, Nürnberg 1975, S. 22. Vgl. dagegen Aloys Apell: Das Werk von Johann Christoph Erhard, Maler und Radirer, Dresden 1866, S. XIX, mit der Angabe, dass Wilder und Wiesner die beiden Künstler nur bis Regensburg begleiteten.
2 Die Altenburg bei Bamberg, 1815, Bleistift, Feder in Braun, 227 x 323 mm, vgl. Aquarelle und Zeichnungen der deutschen Romantik, Galerie Aroldi-Livie, München, München 1980,Nr. 26, Abb.
3 Reisewagen in Deuerling, 1816, Bleistift, Pinsel in Braun, 140 x 198 mm, Nürnberg, Stadtgeschichtliche Museen, Inv. Nr. Norica 52, vgl. Freitag-Stadler 1975, S. 167, Nr. 224, Abb.
4 Stadttor in Donaustauf von Westen, 1816, Bleistift, Feder in Schwarz, 151 x 207 mm, Nürnberg, Stadtgeschichtliche Museen, Inv. Nr. 12865, vgl. Freitag-Stadler 1975, S. 168, Nr. 225, Abb.
5 Familie in Donaustauf, 1816, Bleistift, 150 x 202 mm, Leipzig, Museum der bildenden Künste, Graphische Sammlung, Inv. Nr. NI. 808.
6 Bäuerinnen aus der Gegend um Regensburg, 1816, Bleistift, Feder in Braun, Aquarell, 146 x 193 mm, Nürnberg, Stadtgeschichtliche Museen, Inv. Nr. Norica 61, vgl. Freitag-Stadler 1975, S. 168-169, Nr. 227, Farbabb. S. 57; Bäuerinnen aus der Gegend um Regensburg, 1816, Bleistift, Feder in Braun, 150 x 202 mm, Nürnberg, Stadtgeschichtliche Museen, Inv. Nr. Norica 71, vgl. Freitag-Stadler 1975, S. 168, Nr. 226; Stolzenburg 2002, Abb. 11.
7 Der obere Wöhrd in Regensburg, 1816, Bleistift, Feder in Grau, 151 x 209 mm, Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. SZ Klein 47, vgl. Stolzenburg 2002, 113, Abb. 9.

Details zu diesem Werk

Feder in Schwarz über Bleistift 147mm x 210mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 23468 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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