Johann Adam Klein

Schiffslandeplatz an der Donau bei Straubing, 1816

Auf ihrer Reise nach Wien, wohin Klein und Erhard in Begleitung von Wilder und Wiesner im Juni aufgebrochen waren, kamen sie von Regensburg kommend (vgl. Kat. 23468) am 1. oder 2. Juli in Straubing an. Eine Ansicht Straubings von Norden in Nürnberg trägt die Datierung 2. Juli (Anm. 1), auf der Klein mit ihm eigenen Liebe zum Detail das geschäftige Treiben an einem Schiffsanlegeplatz festhält, während die Stadtsilhouette nur im Umriss angegeben wird.
Auch auf dem Hamburger Blatt steht das Kommen und Gehen auf einer Donauzille – von Harzen im seinem Inventar richtig als „Kellheimer Donauschiff“ bezeichnet - im Mittelpunkt der Darstellung. Die Kelheimer Zillen waren ein auf der Donau verbreitetes, fest gebautes Holzschiff, auf denen in der Mitte häufig eine hüttenförmige Abdeckung zum Schutz von Passagieren und Ladung , die sogenannte Zurichtung, aufgebaut wurde (Anm. 2). An den Schiffsenden war der Boden aufgebogen, was sich auf Kleins Darstellung besonders gut erkennen lässt.
Kleins Zeichnung, die in Format und Technik weitgehend übereinstimmt, ist undatiert, trägt aber die Bezeichnung „bey Straubing“. Die bisherige Identifizierung der Kirche rechts im Hintergrund mit der Stadtpfarrkirche St. Jakob, die in der Altstadt liegt, ist deshalb unzutreffend (Anm. 3); es dürfte sich um die nordwestlich von Straubing, direkt an einer Donauschleife gelegene Rokokokirche Unserer Lieben Frau von Öberau (Anm. 4), einer Nebenkirche von St. Jakob, handeln. Das Hamburger Blatt wird auf einem Zwischenstop kurz vor Straubing am 1. oder 2. Juli 1816 entstanden sein.

Peter Prange

1 Straubing von Norden, 1816, Bleistift, Feder in Schwarz, 148 x 209 mm, Nürnberg, Stadtgeschichtliche Museen, Inv. Nr. Norica 72, vgl. Freitag-Stadler 1975, S. 169-170, Nr. 228, Abb.
2 Zur Zille siehe Freitag-Stadler 1975, S. 95, Nr. 71, und S. 170, Nr. 228.
3 Vgl. Kat. Hamburg 2003, S. 124-125, Abb.
4 Vgl. Die Kunstdenkmäler von Niederbayern XII. Bezirksamt Straubing, bearbeitet von Karl Gröber, München 1925, S. 128-130, Abb. 114.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun über Bleistift 157mm x 216mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 23466 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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