Hans Holbein d. J., Kopie

Entwurf für einen Prunkbecher (?), um 1550

Das Blatt wurde von Pauli noch als eigenhändige Arbeit Holbeins veröffentlicht, doch hat Rowlands zu Recht in der Zeichnung eine Kopie nach einem verlorenen Original Holbeins erkannt. Im Gegensatz zu den beiden anderen Entwürfen für Pokale (Inv.-Nr. 23403 und 23404) ist das vorliegende Blatt allerdings kaum in der unmittelbaren Umgebung Holbeins entstanden, denn es zeigt nichts von der vibrierenden und spannungsvollen Strichführung Holbeins, sondern ist vielmehr durch einen schematischen und akribischen Strich geprägt, der alle Merkmale einer Kopie trägt. Gleichwohl überliefert sie möglicherweise ähnlich wie die sogenannte Holbeinschale in der Schatzkammer der Münchner Residenz einen der letzten Entwürfe Holbeins für Goldschmiedearbeiten. Holbeins „Jewellery Book“ (Sloane 5308) in London (Anm.1) und das sogenannte „Englische Skizzenbuch“ in Basel (Anm.2), die beide während seines zweiten Aufenthalts in England zwischen 1534 und 1543 entstanden sind, enthalten verschiedene ähnliche Deckelpokale und Prunkbecher, deren Verzierung mit grotesken Wesen Vorstufen für den in Hamburg überlieferten Entwurf sein könnten.(Anm.3)
Der Aufbau des Prunkbechers ähnelt der Uhr, die nach einem der letzten Entwürfe Holbeins entstand und von Sir Anthony Denny am Neujahrstag 1544 kurz nach dem Tode des Künstlers König Heinrich VIII. präsentiert wurde.(Anm.4)

Peter Prange

1 London, British Museum (Sloane 5308), vgl. Kat. London 1993, S. 155–156, Nr. 329–331, Pl. 216–218.
2 Basel, Kunstmuseum, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 1662.165, vgl. Christian Müller: Kupferstichkabinett der Öffentlichen Kunstsammlung Basel, Katalog der Zeichnungen des 15. und 16. Jahrhunderts. Teil 2A: Die Zeichnungen von Hans Holbein dem Jüngeren und Ambrosius Holbein, Basel 1996, S. 124–125.
3 Ebd., S. 137–139, Nr. 239–243, Taf. 73–74.
4 Kat. London 1993, S. 151, Nr. 328, Pl. 215.

Details zu diesem Werk

Beschriftung fremd: Auf dem alten Untersatzbogen bezeichnet: "Alberto Aldograft, In. Fec. 1545" (Feder in Braun); auf dem Verso bezeichnet: " (Feder in Braun)

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244), NH Ad: 01: 04, fol. 138: "{Eine auf} Studie mit Sphinxen, Loewenköpfen und Blattgewinde Goldschmiedearbeit reich verzierte Fassung eines Gefäßes, dessen Körper aus zwey Theilen Bergkristall besteht, auf deren Deckel sich eine weibliche Figur erhebt. Federzeichnung wie oben, in Saftfarben beendigt. 4.3.6.10 Ausgeschnitten {und d...}"; und Ad: 02: 01, S. 233; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Drawings by German artists and artists from german-speaking regions of Europe in the Department of Prints and Drawings in the British Museum: The Fifteenth Century, and the Sixteenth Century by artists before 1530, John Rowlands, 1993, S. 155, Abb.-Nr.

Holbeinzeichnungen in der Hamburger Kunsthalle, Gustav Pauli, 1926, S. 92, Abb. S. S. 91, Abb.-Nr.

Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Peter Prange; Herausgeber: Hubertus Gaßner und Andreas Stolzenburg, 2007, S. 187, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 391

Feder in Schwarz, aquarelliert Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 23405 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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