Johann Daniel Herz d. Ä.

Bildnis des Kunsthändlers Jeremias Wolff, um 1717

Das Blatt ist die einzige bisher bekannte Portraitzeichnung des Augsburger Kunsthändlers und -verlegers Jeremias Wolff (1663– 1724), von dem drei gestochene Bildnisse existieren. Die Zeichnung dürfte ein erster Entwurf zu jenem Bildnis sein, das Herz 1717 von dem 54jährigen gestochen hatte.(Anm. 1) Charakteristische Unterschiede belegen, dass es sich bei der Zeichnung nicht um die endgültige Stichvorlage handelt. Ganz davon abgesehen, dass sich am Blatt keine Übertragungsspuren finden – das Blatt vielmehr in Zweitverwendung stand –, sind Komposition und Details verändert worden. Aus der nahsichtigen Aufsicht in der Zeichnung ist im Stich eine leichte Untersicht geworden, die den Betrachter der Gestalt Wolffs gegenüber distanziert. Die voluminösen Falten des um die Schulter geschlungenen Mantels wurden im Stich beruhigt, ebenso wurde die Haltung der ausgestreckten Hand, die in der Zeichnung ein aufgerolltes Blatt umgreift, so verändert, dass sie im Stich ausgestreckt auf einem Kupferstich liegt. Gleichzeitig wurden die Säulen im Hintergrund mit Kanneluren versehen, während der Ausblick daneben den Blick auf Zypressen freigibt. Nachträgliche Einträge in schwarzer Kreide, die die Konturen verändert nachfahren, mögen bereits erste Korrekturen sein.
Auf der Rückseite ist der flüchtige Druck einer Stadtzeile sichtbar. Offensichtlich handelt es sich um eine Art Probedruck oder einen verunglückten Druck, dessen Rückseite Herz dann für seine Portraitzeichnung verwendet hat.

Peter Prange

1 Hans Wolfgang Singer: Allgemeiner Bildniskatalog, Bd. XI­II, Leipzig 1934, S. 167, Nr. 98312

Details zu diesem Werk

Rötel und schwarze Kreide 307mm x 229mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 23392 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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