Salomon Gessner
Idyllische Landschaft mit antikem Tempel, 1777
Die Zeichnung gehört wie Inv.-Nr. 1951-232 zu den pastoralen Ideallandschaften, die Gessner in Zusammenhang mit seinen „Idyllen“ in den 1760/70er Jahren schuf. Das Blatt zeigt eine Gruppe von antik gewandeten Frauen, die einen bewaldeten Hügel zu einem Tempel emporsteigen. Auffallend ist die üppige Vegetation mit dichtem Blattwerk, die im Kontrast zum schroffen Felsgestein und zur lichten Bewölkung des Himmels steht. Wie kaum in einer anderen Zeichnung hat Gessner hier durch die reich schattierte Lavierung der Landschaft einen erhabenen und zugleich heroischen Charakter verliehen. Die Zeichnung gilt als eigenständige Komposition, eine Radierung mit diesem Motiv ist nicht bekannt.
Das Blatt ist der Malerin Angelika Kauffmann (1741–1788) gewidmet, die Gessners Gedichte und Zeichnungen bewunderte.(Anm. 1) In einem Brief vom 6. April 1779 bedankte sie sich bei dem Künstler für eine ihr bereits im März 1777 zugesandte Zeichnung, die sie verspätet erhalten hatte.(Anm. 2) Ob es sich bei dieser Zeichnung tatsächlich um das Hamburger Blatt oder aber um ein anderes Widmungsblatt handelt, ist ungeklärt.
Petra Roettig
1 Vgl. Eckhard Schinkel: „eine sehr flüchtig gemachte Zeichnung“ von Angelika Kauffmann, in: Maler und Dichter der Idylle. Salomon Gessner 1730–1788, Ausst.-Kat. Wolfenbüttel 1980, S. 172–175, hier S. 172.
2 Ebd.