Johann Christoph Erhard

Kohlenwagen in einem Torweg, um 1817

Als Erhard, zusammen mit Ernst Welker und Heinrich Reinhold im Sommer 1817 seine Wanderung in die Schneebergregion südöstlich von Wien unternahm, war die Gegend bereits vor ihnen von zahlreichen Künstlern entdeckt worden(Anm. 1) und seit 1800 erschienen auch zunehmend Reisebeschreibungen, die die Schönheit der Gegend hervorhoben. Reinholds Bruder Friedrich Philipp hatte bereits um 1806/07 eine Exkursion dorthin gemacht und auch der mit Erhard eng befreundete Johann Adam Klein hatte die Gegend bereits 1812 besucht, weshalb die Anregung zu dieser Reise sicher aus dem persönlichen Umfeld der Künstler kam.
Bisher sind keine Dokumente aufgetaucht, die Auskunft über die Reiseroute der Künstler geben könnten, doch lassen Ortsangaben und Beschriftungen auf den erhaltenen Zeichnungen Rückschlüsse auf die besuchten Orte zu. Einzelne Stationen der Wanderung waren Muggendorf, das Höllental, das Gutensteiner Tal, Klostertal und Puchberg. Die künstlerische Ausbeute der Reise war für Erhard außerordentlich reich, Marleen Gärtner hat insgesamt 23 Blätter zusammengestellt, die im Zusammenhang mit dieser Reise stehen. Zu diesen Blättern dürften zudem zwei von Gärtner für Erhard angezweifelte Blätter gehören (Inv.-Nr. 1915-64 und 1915-79), von denen ersteres stilistisch tatsächlich von den 1817 während der Reise entstandenen Zeichnungen abweicht, doch lässt es sich am ehesten in die Schneebergregion – eine ähnliche Situation aus entgegengesetzter Richtung zeigt Inv.-Nr. 23171 aus dem Höllental – lokalisieren. Inv.-Nr. 1915-79 dürfte hingegen für Erhard gesichert und 1817 wohl auf der Reise entstanden sein, es schließt in der offeneren Zeichenweise besonders an Inv.-Nr. 23168 verso an. Dazu dürften auch Blätter zählen, die Gärtner nicht ausdrücklich der Reise zuordnet, die aber mit den sicher auf der Reise entstandenen Zeichnungen stilistisch so eng verwandt sind, dass ihre Entstehung im Sommer 1817 am Schneeberg wahrscheinlich ist. Im Einzelnen handelt es sich um Inv.-Nr. 23151, 23166, 23167, 23168, 23249 und 23260, das Gärtner in die Brühl bei Mödling, Harzen jedoch ins Gutersteiner Tal lokalisiert. Es kommt stilistisch Inv.-Nr. 23168 sehr nahe, von der Gärtner annimmt, es sei auf der Schneebergreise entstanden. Auch wenn letzte Sicherheit darüber nicht zu gewinnen ist, spricht die offenere Zeichenweise auf beiden Blättern doch für eine spätere Entstehung erst am Schneeberg.
Harzen war noch im Besitz zweier weiterer Zeichnungen vom Schneeberg - "Der Schneeberg bey Wien auf beiden Seiten, quer und überhöht Bleistiftskizzen Br 10 5 auf 8.7“, und "Ein enges Felsenthal mit zertrümmerten Bäumen. Reste einer Lawine welche vom Schneeberge in das Höllenthal stürzte im April 1817 Bleistift. Br 8.6 H. 13.0“(Anm. 2), die sich bisher aber nicht identifizieren ließen.

1 Vgl. dazu Gärtner 2012, S. 63.
2 Archiv der Hamburger Kunsthalle, Nachlass Harzen, Inventar Ad: 01: 20, Fol. 691.

Details zu diesem Werk

Bleistift 157mm x 207mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 23167 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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