Johann Christoph Erhard

Drei Italienerinnen auf einer Terasse in Rom, eine mit Korb auf dem Kopf (links), eine mit Spindel in der linken Hand (Mitte), eine sitzenden mit ihrem Säugling an der Brust (rechts); im Hintergrund blick auf dei Kirche ? und die römische Campagna, 1820/21

Dargestellt sind auf Inv.-Nr. 23124 zwei Frauen aus Sonnino, dem berüchtigten Brigantendorf südlich von Rom. Marleen Gärtner hat auf die Unterschiede wie das Fehlen einer Binnenzeichnung gegenüber anderen Modellstudien Erhards hingewiesen, stattdessen ist nur der Umriss gezeichnet, der mit Aquarellfarbe ausgefüllt wird. Tatsächlich wirkt das Aquarell gegenüber den anderen Modellstudien seltsam statisch und unlebendig sowie im Farbauftrag insgesamt sehr flächig und wenig differenziert, weshalb Gärtner eine eigenhändige Kopie Erhards nach Modellstudien für möglich hält, die zum Verkauf oder als Vorlage für eine Radierung bestimmt war. Die Beschriftung dürfte von Erhard stammen wie auch die Bleistiftunterzeichnung alle Merkmale seines Stils aufweist, weshalb es auch denkbar erscheint, dass die wenig differenzierte Aquarellierung nicht von Erhard stammt.
Erhard hat Modelle aus Sonnino mehrmals gezeichnet, ebenfalls wohl in einem späten, erst 1821 entstandenen Aquarell (Inv.-Nr. 23121), das nicht ganz vollendet ist. Es zeigt drei Frauen in der Tracht von Sonnino mit einem Korb auf dem Kopf, die mittlere mit einer Spindel und die rechte mit einem Kleinkind im Arm. Erhard hat hier auf seine Modellstudien zurückgegriffen, die er in dem Aquarell zu einer Begegnung vor der Kulisse eines Bergdorfes gestaltet. Die beiden Frauen links gehen dabei auf Inv.-Nr. 23122 zurück, die er nahezu wörtlich übernimmt, doch nun durch die Begrüßung, zu der sich Beide die Hände reichen, aufeinander bezieht. Die rechte Frau mit dem Kind wiederum geht auf eine der zahlreichen Studien von Frauen mit schlafenden Kindern zurück (vgl. Inv.-Nr. 23076).
Ein weiteres, nur in Bleistift angelegtes Blatt (Inv.-Nr. 23082), zeigt drei Frauen aus Sonnino an einem Brunnen.(Anm. 1)
Auch Johann Adam Klein hat mehrmals Modelle aus Sonnino gezeichnet, hauptsächlich im Juni 1820. Ein Aquarell (Anm. 2) entstand am 5. Juni 1820, zwei weitere am 27. Juni (Anm. 3) und am 28. Juni (Anm. 4), ein weiteres blieb undatiert.(Anm. 5) Vom 8. April 1821 datiert eine Ölstudie mit einer Frau aus Sonnino in Dresden.(Anm. 6)

Peter Prange

1 Von Gärtner 2012, S. 327, Nr. 589, irrtümlich als Tracht von Frosinone bezeichnet.
2 Johann Adam Klein, Frau aus Sonnino, Aquarell, 169 x 114 mm, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. Hz 748 b, vgl. In den hellsten Farben. Aquarelle von Dürer bis Macke aus der Graphischen Sammlung des Germanischen Nationalmuseums, Ausst.-Kat. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg 2003, S. 124-125, Nr. 53, Abb.
3 Frau aus Sonnino, 1820, Bleistift, Aquarell, 168 x 112 mm, Museen der Stadt Nürnberg, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. Norica 222, vgl. Renate Freitag-Stadler: Johann Adam Klein 1792-1875. Zeichnungen und Aquarelle, Bestandskatalog der Stadtgeschichtlichen Museen Nürnberg, Nürnberg 1975, S. 221, Nr. 369.
4 Italienerin mit kupferner Wasserkanne, Bleistift, Aquarell, 174 x 115 mm, Museen der Stadt Nürnberg, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. Norica 221, vgl. Freitag-Stadler 1975, S. 221-222, Nr. 370.
5 Frau aus Sonnino, Bleistift, Aquarell, 168 x 114 mm, Museen der Stadt Nürnberg, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. Norica 225, vgl. Freitag-Stadler 1975, S. 222, Nr. 371, Abb.
6 Maria Grazia di Sonnino, Öl auf Papier, 149 x 186 mm, bez. unten rechts: f. 8 April 1821 Rom, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. C 1937-1491, vgl. Freitag-Stadler 1975, S. 222, bei Nr. 371.

Details zu diesem Werk

Aquarell über Bleistift 143mm x 202mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 23121 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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