Johann Christoph Erhard

Stehender, an eine Mauer angelehnter Jakobspilger

Studie eines Pilgers in Rom, der sich in der üblichen Tracht präsentiert, die sich im Spätmittelalter bei den nach Santiago di Compostela Pilgernden ausgebildet und noch im 19. Jahrhundert Gültigkeit hatte. Die Muschel als Hinweis auf die göttliche Empfängnis Mariae war das Abzeichen der Jakobspilger und wurde später Zeichen aller Pilger; außerdem gehörten zur Tracht der große Pilgerhut, der pellerinenartige Mantel, der Pilgerstab und die doppelbauchige Kürbisflasche.
Erhards Zeichnung lässt sich aufgrund eines Aquarells von Johann Adam Klein, das denselben Pilger darstellt, auf den 20. Juni 1820 datieren.(Anm. 1) Klein hat den Pilger ebenfalls von vorn, doch von der anderen Seite dargestellt, doch plante er offensichtlich zunächst den gleichen Blickwinkel wie Erhard, die nur in Bleistift flüchtig angelegte Figur ist rechts neben der als Aquarell ausgearbeiteten Figur erkennbar. Klein hat auf seinem Blatt auch Namen, Herkunft und Alter des Pilgers notiert; demzufolge handelt es sich um den 36jährigen Michel Suirone aus Katalonien. Erhard hat Suirone zudem auf dem Verso von Inv.-Nr. 23101 als Brustbild dargestellt, auch Klein hat die Studien von Suirone für weitere Blätter in Darmstadt und in Leipzig (Anm. 2) verwendet; letzteres hat er 1835 für eine Radierung verwendet.(Anm. 3)

Peter Prange

1 Johann Adam Klein, Spanischer Pilger, Bleistift, Aquarell, 122 x 171 mm, Museen der Stadt Nürnberg, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. Norica 226, vgl. Renate Freitag-Stadler: Johann Adam Klein 1792-1875. Zeichnungen und Aquarelle, Bestandskatalog der Stadtgeschichtlichen Museen Nürnberg, Nürnberg 1975, S. 219, Nr. 366, Abb.
2 Johann Adam Klein, Italienerinnen und Pilger, Aquarell, 200 x 180 mm, Leipzig, Museum der bildenden Künste, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. NI 822, vgl. Deutsche Romantik. Handzeichnungen. Band 1: Carl Blechen (1798-1840) bis Friedrich Olivier (1791-1859), hrsg. von Marianne Bernhard, München 1973, S. 714, vgl. auch Freitag-Stadler 1975, S. 220, bei Nr. 366.
3 Vgl. Conrad Jahn: Das Werk von Johann Adam Klein. Maler und Kupferätzer zu München, München 1863, S. 131, Nr. 311.

Details zu diesem Werk

Bleistift 139mm x 201mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 23081 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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