Albrecht Dürer

Hl. Georg und Hl. Christophorus, um 1515

Winkler bezeichnete die Zeichnungen als „zwei der schönsten Schmucksachenentwürfe Dürers“ und datierte sie um oder bald nach 1515.(Anm. 1) Der Kampf des Hl. Georg mit dem Drachen ist in das Rund eines Maiglöckchengebindes eingefügt, an dem unten und oben – wie auch bei dem Christophorus-Anhänger – kleine Ösen befestigt sind. In der zierlichen und akkuraten Ausführung ähneln die Hamburger Zeichnungen zwei ornamentalen Entwürfen für Monstranzen in London, die ebenfalls um 1515–1517 datiert werden. Winklers zeitliche Bestimmung der Hamburger Zeichnungen scheint damit bestätigt.(Anm. 2) Eisler vermutete, dass Dürer die Entwürfe für seinen Bruder Endres (1484–1555), der als Goldschmied tätig war, als Vorlage zeichnete, wofür es jedoch keinen Nachweis gibt.(Anm. 3) Allerdings findet sich der Georgs-Anhänger als Schmuckstück einer jungen Frau auf dem um 1520/30 datierten Gemälde von Ambrosius Benson (um 1495–1550).(Anm. 4) Das Gemälde wurde früher für ein Portrait der Margarethe von Österreich gehalten, später als Persische Sybille gedeutet.(Anm. 5) Während seiner Reise 1521 in die Niederlande traf Dürer die Erzherzogin in Brüssel und Mecheln.(Anm. 6) Dabei könnte er den Auftrag für ein solches Schmuckstück erhalten haben. Zumindest berichtet Dürer im Tagebuch seiner Niederländischen Reise stolz, dass ihn die Brüsseler Goldschmiede hofierten und ihm „groß ehr“ erwiesen.(Anm. 7) Vieles spricht daher für eine Ausführung des Entwurfs.
Beide Anhänger wurden 1642 von Wenzel Hollar (1607–1677) einzeln und seitengleich gestochen.(Anm. 8)

Petra Roettig

1 Winkler 1938, S. 114, Nr. 729 wie Flechsig 1931, S. 476 halten das Monogramm für später hinzugefügt.
2 London, British Museum, Inv.-Nrn. Sloane 5218–141 und 142, vgl. Strauss 1974, Bd. 3, S. 1686, Nr. 1517/25, Abb., vgl. Giulia Bartrum: Albrecht Dürer and his Legacy. The Graphic Work of a Renaissance Artist, Ausst.-Kat. London 2002, S. 192, Nrn. 134 und 135.
3 Dürers Entwurfszeichnungen für Goldschmiedearbeiten aus dem Besitz von Endres Dürer befanden sich zum großen Teil vermutlich in der Sammlung Arundel (heute teils im British Museum, Sloane Collection), vgl. Strauss 1974, Bd. 3, S. 1686, Nr. 1517/25, Abb.
4 Paris, Louvre, Inv.-Nr. R. F. 2821. Freundlicher Hinweis von Marijke Detremmerie, Design museum Gent, vom 7.3.2002.
5 Vgl. Arnauld Brejon de Lavergnée, Jacques Foucart, Nicole Reynaud: Catalogue sommaire illustré des peintures du Musée du Louvre, Paris 1979, S. 23. Zur Deutung des Portraits vgl. Georges Marlier, Ambrosius Benson et la Peinture á Bruges au temps de Charles-Quint, Damme 1957, S. 184–188.
6 Vgl. Dürer. Schriftlicher Nachlass, hrsg. v. Hans Rupprich, Bd. 1, Berlin 1956, S. 155 und 172.
7 Ebd., S. 168.
8 Gustav Parthey: Wenzel Hollar. Beschreibendes Verzeichnis seiner Kupferstiche, Berlin 1853, S. 27, Nr. 158 (Hl. Christophorus) u. S. 29, Nr. 165 (Hl. Georg).

Details zu diesem Werk

Feder in Schwarz 74mm x 116mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 23003 Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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