Christian Wilhelm Ernst Dietrich
Schlafender Chronos mit Statue und antiken Fragmenten, 1729
Den allegorischen Gehalt der Darstellung erschließt die rückseitig von Dietrich angebrachte Beschriftung: „Artem quavis alit terra“. Die Erde ernährt alle Künste, die durch die antiken Architektur- und Skulpturenfragmente symbolisiert werden. Sie überdauert sogar die Zeit – Chronos ist eingeschlafen und sein Stundenglas ist umgefallen. Bereits 1725 hatte Dietrich als Zwölfjähriger den lateinischen Ausspruch auf eine Zeichnung mit den zwölf Tierkreiszeichen unter seine Signatur im Sinne eines künstlerischen Mottos gesetzt.(Anm. 1)
Der anspruchsvolle „Concetto“ auf dem Hamburger Blatt dürfte ehemals zu einem Stammbuch gehört haben – darauf weist auch die ausführliche Widmung auf dem Verso des Blattes hin – und ist wahrscheinlich während Dietrichs Aufenthalt in Arnstadt entstanden, wohin er zusammen mit seinem Lehrer Alexander Thiele 1728 für längere Zeit gegangen war.
Peter Prange
1 Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. C 1917–71 und Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, KdZ 8535 (Kriegsverlust), vgl. Elfried Bock: Staatliche Museen zu Berlin: Die deutschen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Berlin 1921, S. 152.