Hans Ulrich Franck, zugeschrieben
Loth und seine Töchter
Harzen hatte das ikonographisch ungewöhnliche Blatt auf Grund seiner rückseitigen Beschriftung dem in Rostock geborenen Franz Cleyn (1582–1658) zugeschrieben. Unter diesem Namen wurde das Blatt auch in der Kunsthalle inventarisiert, stilistisch hat die Zeichnung mit signierten Blättern von Cleyn jedoch keine Ähnlichkeit. Die von Harzen erwähnte Lehrzeit bei Parmigianino ist nicht nachzuweisen, doch lässt sich seine Angabe möglicherweise auf den allgemein „manieristischen“ Charakter der Zeichnung zurückführen.
Die insgesamt malerische Auffassung und Details wie der Kopf von Lot, der mit kurz gesetzten Strichen zusätzlich akzentuiert wird, die spitzigen Hände und Füße erinnern an Zeichnungen von Hanns Ulrich Franck, dem das Blatt hier unter Vorbehalt zugeschrieben wird. Denn einschränkend ist festzustellen, dass der Kontur für Franck zu elegant und fließend ist, was allerdings daran liegen könnte, dass Franck nach einer Vorlage gezeichnet hat. Es scheint sich um ein Vorbild zu handeln, das noch vom Prager Manierismus geprägt ist. Die geschlossene Komposition – insgesamt ist ein Oval angedeutet – lässt an eine Goldschmiedearbeit denken.
Das Thema hat Franck ein zweites Mal als ähnlich private Szene in einer lavierten Federzeichnung beschäftigt, deren kreisrunde Komposition wahrscheinlich als Entwurf für den Boden einer Tazza diente.(Anm. 1)
Peter Prange
1 München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 1963:412, vgl. Augsburger Barock, Ausst.-Kat. Rathaus und Holbeinhaus, Augsburg 1968, S. 182, Nr. 213, Abb. 151.