Franz Aspruck
In der schwungvollen und zugleich kräftigen Linienführung ähnelt die Hamburger Zeichnung „Venus und Amor“ den manieristischen Figurinen Bartholomäus Sprangers (1546–1615). Die auffallende Konturlinie mit den an- und abschwellenden Federstrichen führt Geissler daher auch auf Asprucks Kenntnis von Goltzius Stichen nach Spranger zurück. Aspruck wird jedoch in Augsburg, wo er von 1598–1602 lebte, direkt die Möglichkeit gehabt haben, Sprangers Federzeichnungen zu studieren. Dessen Zeichnung „Venus und Amor küssend“ ist unserem Blatt thematisch verwandt, wirkt insgesamt aber freier und improvisierter als die Hamburger Zeichnung.(Anm. 1) Sprangers teils nervöser, offener Duktus mit den kurzen, unterbrochenen Bogenstrichen findet sich dagegen auf einer lavierten Federzeichnung Asprucks in Schwerin.(Anm. 2) Die ebenfalls 1598 entstandene allegorische Darstellung unterscheidet sich durch den lockeren, fast skizzenhaften Duktus wesentlich von dem eher linear ornamentalen Charakter unseres Blattes.
Der nach einer Vorlage von Aspruck gestochene Kupferstich „Venus und Amor“ (Hollstein 534) von Lucas Kilian (1579–1637) ähnelt in der Komposition der Hamburger Zeichnung (Am.3), weshalb es sich auch bei unserem Blatt um eine Vorzeichnung handeln könnte.
Petra Roettig
1 Vgl. Haemmerle 1925, S. 49; abgebildet bei Georg Swarzenski, Edmund Schilling: Handzeichnungen alter Meister aus Privatbesitz, Frankfurt am Main 1924, S. XIV, Abb. 28.
2 Schwerin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 1201 Hz, vgl. 120 Handzeichnungen aus fünf Jahrhunderten, Ausst.-Kat. Berlin 1993, S. 32, Abb. Ähnlich im Duktus ist die Zeichnung „Minerva und Amor“, Paris, Louvre, Cabinet des dessins, Inv.-Nr. 19.226, früher Franz Aspruck zugeschrieben, vgl. Demonts 1938, Bd. 2, S. 91, Abb., heute als „Manier des Bartholomäus Spranger“ verzeichnet, vgl. Inventaire informatisé du Département des Arts Graphiques du Louvre 2006, Ecole des anciens Pays-Bas: Manière de Bartholomaeus Spranger (Url: [http://arts-graphiques.louvre.fr/fo/visite?srv=home]).
3 Vgl. Reinhard Müller-Mehlis: 26. Stuttgarter Antiquariatsmesse, in: Weltkunst 57, 1987, Nr. 2, S. 123, Abb.