Anonym (flämisch?), Zeichner*in
Frans Snijders, ehemals zugeschrieben
Ein an seinem Hinterlauf aufgehängtes totes Reh, um 1650 - 1680
Dieses heute im Zweitbestand unter den anonymen Niederländern verwahrte Blatt wurde noch von Harzen Frans Snijders zugeordnet. Vermutlich dachte Harzen an verwandte Gemäldemotive.(Anm.1) Für die feine, gleichmäßige Modellierung findet sich jedoch kein Vergleich unter den Snijders zugeschriebenen Zeichnungen, eher schon unter Studien des Jan Fyt, die insgesamt jedoch ausdrucksstärker modelliert sind.(Anm.2)
Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang die kleine Figurenstudie auf der Rückseite des Blattes. Geht man davon aus, dass sie von gleicher Hand ist wie das erlegte Reh der recto-Zeichnung, so weist die dargestellte Tracht auf eine Entstehung im mittleren 17. Jahrhundert. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit den eleganten Jagdgesellschaften der mittleren 1650er Jahre. Ähnlich gekleidete Damen begegnen auf Bildern wie den 1654 datierten „Rastenden Jägern“ des Abraham Hondius.(Anm.3)
Annemarie Stefes
1 Z. B. Pommersfelden, Schloss Weissenstein, Gräflich Schönbornsche Sammlung, Inv.-Nr. 279, Hella Robels: Frans Snyders. Stilleben- und Tiermaler 1579-1657, München 1989, Nr. 20; Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique, Inv.-Nr. 4951, ebd. Nr. 59.
2 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. SL,5214.170 und Inv.-Nr. SL,5214.171.
3 Standort unbekannt, Roland E. Fleischer: Ludolph de Jongh (1616-1679). Painter of Rotterdam, Dornspijk 1989, Abb. 56.