Ludolf de Jongh, zugeschrieben

Stehende Windhündin im Profil

Diese nach dem Leben gezeichnete Studie gilt ebenso wie die eng verwandte Inv.-Nr. 22868 mindestens seit ihrer Inventarisierung durch Harzen als Arbeit des Ludolf de Jongh. In derselben Manier ausgeführt und gleichermaßen auf zuvor eingefärbtem Papier gearbeitet ist eine Gruppe von Hundestudien im Amsterdamer Rijksprentenkabinet. Sie sind Frans Snijders zugeschrieben, stehen aber recht isoliert im Œuvre dieses Künstlers.(Anm.1) Tatsächlich lassen sich diese Zeichnungen viel eher mit Ludolph de Jongh in Verbindung bringen. Die stehende Windhündin lässt sich gut mit einem entsprechenden Tier auf einem 1658 datierten Gemälde des Künstlers vergleichen.(Anm.2) Der dort etwas stärker aufgerichtete Kopf entspricht den Pentimenti bzw. Korrekturen der Hamburger Zeichnung. Auch auf anderen Bildern De Jonghs begegnen Windhunde an prominenter Stelle, so z. B. auf der 1980 versteigerten „Rast vor einem Wirtshaus“, oder den 1997 verauktionierten „Rastenden Jägern“,(Anm.3) wo im Vordergrund ein kotendes Windspiel zu sehen ist, das eine der Amsterdamer Zeichnungen variiert.(Anm.4) Angesichts dieser Zusammenhänge erscheint die alte Zuschreibung an Ludolf de Jongh plausibel. Auch der Vergleich mit gesicherten Figurenstudien des Künstlers kann dies bestätigen. Fein schwingende Konturen, durch kurze eingestreute bzw. eckige Akzentstriche verstärkt, sensibel abschattierte Volumina und großzügig angelegte Schraffen zur Einbindung der Figur in den Raum verbinden beispielsweise mit dem signierten „Lautenspieler“ in Paris.(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 Hella Robels: Frans Snyders. Stilleben- und Tiermaler 1579-1657, München 1989, S. 159 und Nr. Z 64–74. Die Ähnlichkeit zu den Hamburger Blättern ist besonders frappierend im Falle der Inv.-Nr. RP-T-A-1900-4459, Inv.-Nr. RP-T-A-1900-4460, Inv.-Nr. RP-T-A-1900-4461, Inv.-Nr. RP-T-A-1900- 4453, Inv.-Nr. RP-T-A-1900-4451 und Inv.-Nr. RP-T-A-1900- 4455, Robels 1989, Nr. Z 65, Z 73, Z 66, Z 72, Z 64, Z 71. Die Studie einer kläffenden Windhündin, Inv.-Nr. RP-T-1900-A-4457, ebd. Z 63, als Typus deutlich stärker Snijders’schen Motiven verwandt, unterscheidet sich in der Ausführung von unseren Blättern und gibt Anlass zu der Vermutung, dass das Amsterdamer Konvolut verschiedenen Händen zuzuordnen ist. Vgl. auch die „Studie einer stehenden Windhündin“ in Antwerpen, Museum Plantin-Moretus/Prentenkabinet, Musea Antwerpen, Inv.-Nr. A.XXIII.2, Adrien Jean Joseph Delen: Cabinet des Estampes de la Ville d'Anvers (Musée Plantin-Moretus). Catalogue des Dessins Anciens (Ecoles Flamande et Hollandaise), Brüssel 1938, Nr. 320 (als Jordaens).
2 „Jäger in einer Herberge“, Groningen, Museum voor Oudheden, Inv.-Nr. 1931.0113, Roland E. Fleischer: Ludolph de Jongh (1616-1679). Painter of Rotterdam, Dornspijk 1989, Abb. II, abweichend der dort etwas stärker aufgerichtete Kopf und der weiter eingerollte Schwanz.
3 Aukt.-Kat. London, Sotheby’s, 6. 4. 1980, Nr. 95; eine Ölstudie zu dem liegenden Jagdhund dieses Bildes befindet sich in Amsterdams Historisch Museum, Inv.-Nr. TA 10322; Aukt.-Kat. London, Sotheby’s 16. 4. 1997, Nr. 9.
4 Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1900-A-4452, Hella Robels: Frans Snyders. Stilleben- und Tiermaler 1579-1657, München 1989, Nr. Z 70.
5 Fondation Custodia, Inv.-Nr. 5523, Peter Schatborn: Dutch Figure Drawings from the seventeenth century, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Washington, National Gallery of Art, Den Haag 1981, Nr. 60; vgl. auch den „Stehenden Geiger“, Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 8743, Roland E. Fleischer, Stephen Reiss: Attributions to Ludolf de Jongh: some old, some new, in: The Burlington Magazine 135, 1993, S. 668-677, Abb. 7.

Details zu diesem Werk

Schwarze und weiße Kreide auf gelblich grundiertem Papier; Einfassungslinien (Feder in Braun) 163mm x 189mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22867 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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