Pieter de With, zugeschrieben
Gillis Neyts, ehemals zugeschrieben

Landschaft mit einem Schloss auf einer Anhöhe

Diese Zeichnung gelangte als „Furnerius“ in den Bestand der Hamburger Kunsthalle, galt dort aber bis zuletzt als Werk des Gillis Neyts. Eine Alternativzuschreibung an Pieter de With wurde allerdings wohl schon in den 1930er Jahren von Gerson vorgeschlagen (Anm.1) und 1992 von Sumowski bestätigt, entgegen der noch von Wegner und Van Hasselt in den 1960er Jahren vertretenen Zuweisung an Furnerius. Röver-Kann folgte 2001 der Zuschreibung an De With, ebenso wie zahlreiche Teilnehmer des Symposiums „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ am 21. und 22. 2. 2008 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.(Anm.2)
Als stilistischer Anhaltspunkt kann eine ehemals in Dresden verwahrte, unvollständig signierte Zeichnung De Withs herangezogen werden, die in der Vergangenheit ebenfalls zu Unrecht Neyts zugewiesen wurde.(Anm.3) Ihre unvollständig erhaltene Jahreszahl deutet auf eine Entstehung in den 1650er Jahren. Um diese Zeichnung werden weitere, ebenfalls in kleinem Format auf Japanpapier gearbeitete Blätter gruppiert.(Anm.4) Charakteristisch ist der feine und präzise Zeichenstil, wobei sich die eng gekräuselten Federstriche in ihrer Kombination mit geradlinigen, vertikal oder diagonal ausgerichteten Schraffen von den gleichmäßig flirrend strukturierten Neyts-Zeichnungen unterscheidet.(Anm.5) Auch in der Komposition zeigt sich der Gruppenzusammenhang: Verbindende Elemente sind phantasievolle Architekturmotive und die Gegenüberstellung von steilen Anhöhen mit weiter Flachlandschaft. Eine bisher Gerrit van Battem zugewiesene Radierung (H. 1) ist laut Sumowski ebenfalls De With zuzuschreiben und wäre dieser Gruppe anzuschließen.(Anm.6)

Annemarie Stefes

1 Nach einer Notiz im RKD.
2 Marian Bisanz-Prakken, Holm Bevers und Peter Schatborn.
3 Ehemals Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett (Kriegsverlust), Inv.-Nr. C 1094, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 10, Roghman - Wolfhagen, hrsg. von Walter L. Strauss, 1992, Nr. 2396.
4 Z. B. Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 1373 (129 x 201 mm) in gleicher Technik, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 10, Roghman - Wolfhagen, hrsg. von Walter L. Strauss, 1992, Nr. 2415 x, vgl. dazu Peter Schatborn: Tekeningen van Rembrandt en Pieter de With, in: Kroniek van het Rembrandthuis 2005, S. 2-13, S. 3–4; Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts, Sammlung De Grez, Inv.-Nr. 4060/1327 (150 x 231 mm) und Inv.-Nr. 4060/1328 (150 x 230 mm), ebd. Nr. 2418 x und 2419 x; Leiden, Prentenkabinet der Universiteit, Inv.-Nr. PK-P-AW 1030, ebd. Nr. 2425 x und Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. H 38, ebd. Nr. 2429 x. Die Zuschreibung dieser Gruppe an De With wurde bereits von George S. Keyes, in: Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby Mak van Waay, 18. 4. 1977, S. 39 vorgeschlagen.
5 Vgl. eine Neyts-Zeichnung in Windsor Castle, Collection of Her Majesty the Queen, Inv.-Nr. 6608 (Feder in Braun, grau laviert, 165 x 255), Pierre Gustot: Gillis Neyts. Un paysagiste Brabancon en vallé mosane au XVIIe Siècle, Namur 2008, Nr. D 254.
6 Hollstein’s Dutch & Flemish Etchings, Bd. 1, 1949 (F. W. H. Hollstein), S. 179, Nr. 1.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, Pinsel in Braun, Grau und Grün sowie etwas Deckweiß auf japanischem Seidenpapier; Einfassungslinien (Feder in Braun) 109mm x 180mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22857 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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