Diese italianisierende Phantasielandschaft ist ein charakteristisches Blatt aus der von Gustot zusammengestellten „Werkgruppe IV“, die im Anschluss an eine von Joaneath Spicer aufgestellte Chronologie der späten Werkphase zugeordnet wird.(Anm.1) Mit vergleichbaren Zeichnungen in Ottawa, Leiden, London, Cambridge und Wien verbinden das große Format, die südliche Thematik und die italianisierende Schreibweise des Vornamens, wobei die Buchstaben „AE“ für „Aegidius“ stehen.(Anm.2) Das großzügige und frei bewegte Lineament unterscheidet sich grundsätzlich von den präzise und diszipliniert strukturierten Zeichnungen der vorhergehenden Werkgruppen. Derartige Gegensätze führen eindrucksvoll die Vielseitigkeit und stilistische Bandbreite des Zeichners vor Augen.

1 Spicer, in: Brenda Gilchrist, Mimi Cazort: Master drawings from the National Gallery of Canada, Ausst.-Kat. Vancouver, Vancouver Art Gallery, Ottawa, National Gallery of Canada, Washington, National Gallery of Art, Washington 1988, S. 141 und 144; Pierre Gustot: Gillis Neyts. Un paysagiste Brabancon en vallé mosane au XVIIe Siècle, Namur 2008, S. 114. Als Referenz dienen einige in gleicher Weise signierte Gemälde aus den Jahren 1679 bis 1681.
2 Ottawa, National Gallery of Canada, zugesagtes Geschenk, Pierre Gustot: Gillis Neyts. Un paysagiste Brabancon en vallé mosane au XVIIe Siècle, Namur 2008, Nr. D 261; Leiden, Prentenkabinet van de Universiteit, Inv.-Nr. PK-T-AW-1264, ebd. Nr. D 262; London, Courtauld Institute of Art, Inv.-Nr. D.1952.RW.1879, ebd. Nr. D 264; Cambridge (Mass.), Harvard Art Museum/Fogg Museum, Sammlung Maida und George Abrams, zugesagtes Geschenk, Inv.-Nr. 75.1999.13, ebd. Nr. D 265; Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 8615, ebd. Nr. D 267; zu dieser Gruppe vgl. Pierre Gustot: Gillis Neyts. Un paysagiste Brabancon en vallé mosane au XVIIe Siècle, Namur 2008, S. 112–113.

Details zu diesem Werk

• Beschriftung

  Beschriftung: Monogrammiert im Blatt u. M. auf einem Stein: "AE [ligiert] n. f." (Feder in Braun)

  Beschriftung fremd: Verso bezeichnet unten links: "Cab. de Winckler" (Bleistift); unten Mitte L. 1233

• Wasserzeichen / Kettenlinien

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• Provenienz

  Gottfried Winckler (1731–1795), Leipzig (bei L. 2710); Georg Ernst Harzen (1790–1863), Hamburg (L. 1244); HK, KK, A, NH Ad:01:02, fol. 40 (als „Aegedius oder Gilles Neyts“): „Ruine eines Zwingers malerisch begrünt in waldiger Umgebung, mit Gebirgsformen. Feder u Seppiazeichnung in einem eigenthümlichen Styl ausgeführt. Bez AE N f. 11.8. 7.6 Samml. Winckler.“; HK, KK, A, NH Ad: 02: 01, S. 260; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

• Bibliographie

  Dutch and Flemish Drawings from the National Gallery of Canada, Bearbeitet von: Joaneath Spicer; Ottawa/Cambridge (Mass.)/Fredericton, 2003, S. 160, Abb. S. 96, Abb.-Nr.

  Gillis Neyts. Un paysagiste Brabancon en vallé mosane au XVIIe Siècle, Pierre Gustot, 2008, S. 112, 235, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. D 263, mit Abb.

  Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, Stefes, Annemarie; Herausgeber: Hubertus Gaßner und Andreas Stolzenburg, 2011, S. 408, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 723