Johannes Leupenius, (?)

Bauernhäuser am Kanal

Diese von Harzen noch als „Rembrandt“ geführte Zeichnung liegt heute unter dem Namen des Kartographen und Landvermessers Johannes Leupenius. Zeitpunkt und Urheber der Zuschreibung sind nicht bekannt. Sumowski berücksichtigte das Blatt nicht in seinem Verzeichnis der Leupenius-Zeichnungen, vermutlich aufgrund von stilistischen Unterschieden zu gesicherten, im Motiv verwandten Arbeiten des Künstlers.(Anm.1) Diese stark von Jan Lievens beeinflussten Zeichnungen sind von leichterer Hand mit offeneren und kürzeren Strukturelementen zu Papier gebracht. Unser Blatt wirkt dagegen behäbiger in seinen kompakten Formen, der dichteren Modellierung und den von Röver-Kann treffend als „strähnig“ bezeichneten Schraffen. Allerdings gibt es auch Verwandtschaften, etwa in der Akzentuierung von Dächern und Verzierungselementen, oder den diagonal ausgerichteten Schlingen zur Wiedergabe des Baumschlags. Aus diesen Gründen sollte an der alten Zuordnung festgehalten werden, wenngleich mit Vorbehalt in Ermangelung gesicherter Referenzwerke. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die beobachteten Unterschiede auf unterschiedliche Funktion oder Entstehungszeit zurückzuführen sind.(Anm.2)
Eine in gleicher Manier gearbeitete Zeichnung befindet sich in der Fondation Custodia und wird dort gemäß einer alten Verso-Annotation Leupenius gegeben, ebenfalls nicht ohne Vorbehalt.(Anm.3) Weitere Zeichnungen dieser Gruppe befinden sich in Berlin und New York.(Anm.4)

1 Vgl. die 1666 in der Nähe des Sloterweg bei Amsterdam aufgenommene Zeichnung in Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. MB 192, Jeroen Giltay: The Drawings by Rembrandt and his School in the Museum Boymans-van Beuningen, Rotterdam 1988, Nr. 98; oder den ebenfalls signierten Flusslandschaften in Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1888-A-1650, Marijn Schapelhouman, Peter Schatborn: Land & Water. Hollandse Tekeningen uit de 17de Eeuw in het Rijksprentenkabinet, Zwolle 1987, Nr. 71 und Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 10105, Die Landschaft im Jahrhundert Rembrandts. Niederländische Zeichnungen des 17. Jahrhunderts aus der Graphischen Sammlung Albertina, Ausst.-Kat. Wien, Graphische Sammlung Albertina, Wien 1993, Nr. 53, letztere datiert 1665. Vgl. ebenfalls mit einer Zeichnung in Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 4781, Mària van Berge-Gerbaud: Rembrandt et son école. Dessins de la collection Frits Lugt, Paris 1997, Nr. 81.
2 Die genannten Vergleichsbeispiele sind durch Signatur und Datierung als autonome Zeichnungen gekennzeichnet; bei unserem Blatt könnte es sich um eine vor Ort aufgenommene Studie handeln.
3 „Ansicht eines Gutshofes“, Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 4957 (ebenfalls auf leicht gebräuntem Papier gearbeitet und mit 113 x 177 mm annähernd maßgleich), Mària van Berge-Gerbaud: Rembrandt et son école. Dessins de la collection Frits Lugt, Paris 1997, Nr. 83.
4 Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 13193 (113 x 177 mm) und Inv.-Nr. KdZ 13194 (114 x 178 mm); New York, Metropolitan Museum of Art, Inv.-Nr. 61.55 (116 x 181 mm).

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, stellenweise Pinsel in Braun und Grau, Spuren von Graphit auf bräunlichem Papier; Einfassungslinien (Feder in Braun) 111mm x 182mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22819 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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