Anonym (niederländisch)
David Teniers d. J., Kopie?

Bäuerliches Fest mit Tanz und Prügelei

Wie bereits im alten Inventar der Kunsthalle vermerkt, steht diese Darstellung tanzender und raufender Bauern in engem Bezug zu den von David Teniers oder Isaac van Ostade gemalten „Dorffesten“. Auch struktierende Elemente wie der Baum im Zentrum der Komposition oder das überdachte Tor begegnen auf entsprechenden Bildern.(Anm.1) Der unvollständige Hintergrund bei sorgfältiger Wiedergabe der einzelnen Motive kennzeichnet die Zeichnung als Kopie oder Pasticcio, angefertigt in der Absicht, unerfahrene Sammler zu täuschen.
Den sauber umrissenen Figuren fehlt jede Skizzenhaftigkeit. Klare Konturen und straffe Schraffur sind charakteristisch für die Handschrift des ausgehenden 18. oder frühen 19. Jahrhunderts. Das Format deutet auf eine vergleichsweise große Vorlage, bei der es sich auch um einen Kupferstich oder eine Tapisserie handeln könnte.(Anm.2)

Annemarie Stefes

1 Z. B. David Teniers, „Dorffest“, Richmond, The Virginia Museum of Fine Arts, Inv.-Nr. 1156, Margret Klinge: David Teniers the Younger. Paintings - Drawings, Ausst.-Kat. Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Gent 1991, Nr. 67; „Kirmes“, 1646, Zürich, Sammlung Bührle, Klinge 2005, Abb. 13; vgl. Isaac van Ostade, „Dorfkirmes“, 1643, Standort unbekannt, Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen, 2 Bde, Hamburg 1981, Bd. 1, Abb. 57.
2 Vgl. die von Jacques-Philippe Lebas gestochenen „Dorffeste“, David Teniers der Jüngere (1610-1690). Alltag und Vergnügen in Flandern, Ausst.-Kat. Karlsruhe, Heidelberg 2005, Nr. 117–118; vgl. Wandteppiche in Stuttgart, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Inv. Nr. G 7686 und Inv.-Nr. 97689, ebd. Nr. 125.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun auf hellbraunem Papier 380mm x 547mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22810 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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