Jacob de Wit, Kopie
Cherub, 1738
Ausschlaggebend für die Zweifel an der Eigenhändigkeit dieses Blattes (Anm.1) war die gefälschte Signatur, im Material übereinstimmend mit den bräunlich-grau schraffierten Partien. Auch in der Ausführung unterscheidet sich das Blatt von vergleichbaren Zeichnungen De Wits. Dies betrifft in besonderer Weise einen partiell aquarellierten „Cherub“, gleichermaßen „1738“ datiert.(Anm.2) Dort sind die Umrisslinien sicherer und in einem Zug angelegt, während sie hier, etwa im Bereich der Wolken, mehrfach tastend unterbrochen wurden. Auch die Schraffur wirkt weicher und großzügiger.
Man kann wohl davon ausgehen, dass unser Blatt eine vergleichbare Zeichnung De Wits aus dem Jahre 1738 dokumentiert.(Anm.3) Diese großformatigen und farbigen Darstellungen geflügelter Cherubim bildeten eine eigene, unter Sammlern offenbar beliebte Bildgattung.(Anm.4)
Annemarie Stefes
1 Erstmals ausgesprochen von Robert-Jan te Rijdt, 12. 11. 2009, auf Grundlage einer Digitalphotographie. Janno van Tatenhove hingegen, ebenfalls auf Grundlage einer Digitalphotographie, wollte De Wits eigene Hand nicht ausschließen (Mitteilung vom 19. 1. 2010).
2 Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby’s, 14. 11. 2006, Nr. 158; vgl. auch Lager-Kat. Hamburg, le Claire 1998, Nr. 19.
3 Robert-Jan te Rijdt zog aus stilistischer Sicht die Hand des Dionys van Nimwegen (1705–1798) in Betracht, der auch signierte Zeichnungen dieses Genres schuf, siehe Anm. 1.
4 Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. JdW 25, Putti en Cherubijntjes. Het religieuze werk van Jacob de Wit (1695-1754), hrsg. von Guus van den Hout, Robert Schillemans, Ausst.-Kat. Amsterdam 1995, Nr. 185 (1740) mit mutmaßlicher Zweitfassung in Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. T 64, ebd. Nr. 186; Amsterdams Historisch Museum, Inv.-Nr. A 10382, Ingrid Oud, Leonoor van Oosterzee: Nederlandse Tekenaars geboren tussen 1660 en 1745, Oude tekeningen in het bezit van de Gemeentemusea van Amsterdam, waaronder de collectie Fodor, Zwolle 1999, Nr. 204 (1748); vgl. auch Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1898-A-3594 und Inv.-Nr. RP-T-1888-A-1555; Leiden, Prentenkabinet der Universiteit, Inv.-Nr. AW 1458.