Adriaen van der Werff
Susanna und die beiden Alten, um / vor 1722
Die Geschichte von Susanna und den beiden Alten wurde dem apokryphen Teil des Buches Daniel entnommen: Zwei alte Richter versuchten, die fromme Susanna zum Ehebruch zu nötigen, wurden aber vom Propheten Daniel überführt und ihrer gerechten Strafe überantwortet (Daniel 13, 1–64).
Pentimenti verraten die Suche nach der endgültigen Form: Susanna war ursprünglich weiter von den sie bedrängenden Männern abgerückt mit seitlich abgewandtem Kopf. Letztlich entschied sich der Künstler aber für das frontal wiedergegebene Gesicht, vielleicht aufgrund der unmittelbar an das Mitgefühl des Betrachters appellierenden Wirkung.
Rasterung und gegriffelte Übertragungsspuren weisen auf eine geplante Umsetzung des Motivs.(Anm.1) Ein korrespondierendes Werk ist bislang nicht bekannt.
Barbara Gaehtgens setzte die Zeichnung in die Zeit vor 1722 – was durch die stilistische Nähe zu Inv.-Nr. 22716 bestätigt würde – und verwies auf eine Variante des weiblichen Aktes in London,(Anm.2) die als Entwurf für eine gemalte Darstellung der „Bathseba“ diente.
Annemarie Stefes
1 Vgl. Wagner, in: Eckhard Schaar: Rembrandt und sein Jahrhundert, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1994.
2 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1922,0811.1; zu dem Gemälde an unbekanntem Standort vgl. Barbara Gaethgens, Adriaen van der Werff (1659-1722), München 1987, S. 416, Nr. B 3.