Jan Baptist Weenix, Zeichner

Befestigungen und Turm einer italienischen Stadt am Meer, 1642 - 1646

Die selbstbewusst mit luftigen Schriftzügen an den oberen Rand gesetzte Signatur charakterisiert das Blatt als eigenständiges Kunstwerk. Es wurde angenommen, dass Weenix die italienische Schreibweise seines Namens erst nach seiner Rückkehr aus Italien verwendete.(Anm.1) In diesem Fall hätte er der vorliegenden Zeichnung wohl nachträglich ihren autonomen Status verliehen,(Anm.2) denn das stilistische Erscheinungsbild lässt auf eine Entstehung in der italienischen Werkphase (1642–46) schließen. In den feinen Schraffen und rundlichen Häkchen-Akzenten finden sich darüber hinaus Anklänge an die noch in Holland entstandenen Zeichnungen der Jahre 1641 und 1642.(Anm.3)
Für die dramatische Inszenierung der Architekturmotive standen vermutlich Radierungen des Bartholomeus Breenbergh Pate.(Anm.4) Der Baumschlag und der mit knappem Strich markierte Hintergrund erinnern an Inv.-Nr. 22711 und anzuschließende Blätter. Eine verwandte, ähnlich großformatige Zeichnung befindet sich in Brunswick (Maine).(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 Vgl. Wolfgang Stechow: Über das Verhältnis zwischen Signatur und Chronologie bei einigen holländischen Künstlern des 17. Jahrhunderts, in: Festschrift Dr. h.c. Eduard Trautschold zum siebzigsten Geburtstag, Hamburg 1965, S. 111-117, S. 111–117. Eine der angeblich ersten „italienisch“ signierten Zeichnungen in München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 1946 („Gio Batta / Wenix“), wird um 1646 angesetzt, vgl. Anne-Charlotte Steland: Jan Baptist Weenix in Rom - 1643 bis 1647. Zur Datierung des zeichnerischen Frühwerks anhand von Signaturveränderungen, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 33, 1994, S. 87-112, S. 100–101 und Schatborn, in: Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 114.
2 Vgl. Schatborn, in: Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 115.
3 „Pastorale Ruinenlandschaft“, 1641, Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 9560, Die Landschaft im Jahrhundert Rembrandts. Niederländische Zeichnungen des 17. Jahrhunderts aus der Graphischen Sammlung Albertina, Ausst.-Kat. Wien, Graphische Sammlung Albertina, Wien 1993, Nr. 42; „Ruinenlandschaft mit Viehherde“, 1642, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 14491, Anne-Charlotte Steland: Jan Baptist Weenix in Rom - 1643 bis 1647. Zur Datierung des zeichnerischen Frühwerks anhand von Signaturveränderungen, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 33, 1994, S. 87-112, Abb. 3.
4 Z. B. H. 9, 1640; H. 11, 1639; H. 12.
5 „Landschaft mit Fluss und Ruinen“, Brunswick (Maine), Bowdoin College Museum of Art, Inv.-Nr. 1811.140, David P. Becker: Old Master Drawings at Bowdoin College, Ausst.-Kat. Brunswick, Maine, Bowdoin College Museum of Art, Williamstown, Mass., Sterling and Francine Clark Art Institute, Lawrence, Kansas, Helen Foresman Spencer Museum of Art, University of Kansas, Toronto, Art Gallery of Ontario, Brunswick, Maine 1985, Nr. 27. Vgl. auch eine Weenix zugeschriebene „Ansicht des Tiberufers“, London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1871,1209.6312, Anne-Charlotte Steland: Jan Baptist Weenix in Rom - 1643 bis 1647. Zur Datierung des zeichnerischen Frühwerks anhand von Signaturveränderungen, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 33, 1994, S. 87-112, Abb. 33.

Details zu diesem Werk

Rötel auf ehemals weißem Papier; Einfassungslinien (schwarze Kreide) 386mm x 275mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22713 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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