Cornelis Visscher
Damenbildnis, 1649 - 1658
Neben seiner Tätigkeit als Kupferstecher spezialisierte sich Cornelis Visscher auf die Anfertigung aufwändig gezeichneter Porträts. Das Hamburger Damenbildnis ist ein schönes Beispiel für diese von den Zeitgenossen als eigenständige Kunstwerke geschätzten Arbeiten. Wie für Inv.-Nr. 22650 verwendete der Künstler auch hier Pergament als Bildträger, dessen glatte Oberfläche der Zeichnung besonderen Glanz und Tiefe verlieh. Dabei verrät die fein differenzierte Schraffur Visschers Herkunft aus dem graphischen Gewerbe ebenso wie seine Schulung durch den Rubensstecher Pieter Claesz. Soutman (1593/1601–1657). Auf Soutmans Einfluss sind wohl auch die im Œuvre Visschers seltenen, unter flämischen Künstlern gerne verwendeten Rötelakzente an Gesicht und Händen zurückzuführen, ebenso wie der Einsatz der Pinselspitze zur abschließenden Markierung einzelner Details.(Anm.1)
Eine Entstehung der Zeichnung in der ersten Hälfte der 1650er Jahre ist aufgrund der Kostümierung anzunehmen, zudem wirkt die Modellierung der seidigen Stoffe etwas fortgeschrittener als auf seinem 1649 datierten „Selbstbildnis als Zwanzigjähriger“.(Anm.2)
Es wäre anzunehmen, dass dem Damenbildnis ursprünglich ein männliches Pendant zugeordnet war. Eine maßgleiche Darstellung eines nach rechts ausgerichteten stehenden Herrn konnte bislang jedoch nicht identifiziert werden.
Annemarie Stefes
1 Vgl. Schatborn, in: Dutch Figure Drawings from the Seventeenth Century, bearb. Peter Schatborn, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Washington, National Gallery of Art, Den Haag 1981, S. 100.
2 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1895,0915.1343, vgl. Ben Broos, Marijn Schapelhouman: Nederlandse Tekenaars geboren tussen 1600 en 1660, Oude tekeningen in het bezit van het Amsterdams Historisch Museum, waaronder de collectie Fodor, Bd. 4, Amsterdam/Zwolle 1993, S. 207.