Adriaen van de Velde, Zeichner

Bauernfamilie mit Rindern und Schafen an einer Furt, 1662

Ohne Italien jemals bereist zu haben, gehörte Adriaen van de Velde doch zu den Vertretern der italianisierenden Stilrichtung. Dazu verarbeitete er Anregungen aus dem Werk von Italienfahrern wie Pieter van Laer und Karel Dujardin; für einzelne Motive griff er auf gestochene Vorlagen zurück.(Anm.1) Auch wird er sich an Werken seines Freundes Frederik de Moucheron orientiert haben, für den er mitunter die figürliche Staffage zeichnete (Inv.-Nr. 22205). Von De Moucherons Zeichnungen könnte Van de Velde auch die unter den „Italianisanten“ beliebte Kombination von brauner Federkontur und grauem Lavis entlehnt haben. Die lichthaltige Wirkung dieser Farbkontraste kommt auf vorliegender Zeichnung nahezu vorbildlich zur Geltung.
Das vorliegende Blatt entstand neun Jahre vor der etwas größeren Inv.-Nr. 22613. In dieser Zeit ist generell eine Zunahme italianisierender Arbeiten im Œuvre Van de Veldes zu beobachten, bei gleichzeitig wachsender Unabhängigkeit von den künstlerischen Vorbildern.(Anm.2)
Auffällig und charakteristisch für die sorgfältige Arbeitsweise des Künstlers sind die mit einem scharfen Messer ausgekratzten und korrigierend überzeichneten Partien links und in der Blattmitte.

Annemarie Stefes

1 Angelique van den Van den Eerenbeemd: De italianiserende tekeningen van Adriaen van de Velde, in: Delineavit et Sculpsit 30, 2006, S. 1-64 verzeichnete im provisorischen Katalog der italianisierenden Zeichnungen Adriaen van de Veldes 65 dieser Arbeiten.
2 Ebd. S. 9.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun und Grau, grau und braun laviert über Graphit; Einfassungslinien (Feder in Braun) 119mm x 183mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22614 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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