David Teniers d. J.

Bauern am Kamin, um 1640

Margret Klinge bemerkte erstmals den Zusammenhang zwischen dieser Zeichnung und einem um 1640 datierten Gemälde Teniers’.(Anm.1) Das aus zwei Hälften zusammengesetzte Blatt ist als detaillierter Entwurf zu den Hintergrundfiguren des Bildes zu verstehen, wobei die jetzt fehlende, ursprünglich wohl nur flüchtig angedeutete mittlere Partie von einem späteren Besitzer herausgeschnitten wurde. Auch zu den Figuren im Vordergrund haben sich vorbereitende Studien enthalten: Eine Zeichnung in Kassel zeigt recto die kartenspielenden Soldaten, während auf der Rückseite das bildbeherrschende Stillleben flüchtig angedeutet ist.(Anm.2) Mit ähnlich freiem Strich wird hier rechts neben der Bauerngruppe eine weitere Figur skizziert, bei der es sich vermutlich um einen der sitzenden Kartenspieler handelt.
Die unterschiedlich intensive Ausführung dieser Studien gibt einen Einblick in die Arbeitsweise des Künstlers. Offensichtlich näherte sich Teniers dem finalen Entwurf in mehreren Stufen, wie sie hier durch das skizzenhafte Kasseler Blatt und die sorgfältiger modellierte Hamburger Zeichnung repräsentiert werden.(Anm.3)
Von Inv.-Nr. 22579 ebenfalls abgeleitet ist wohl der die Gaststätte verlassende Wirt auf Teniers’ gemalter „Waffenschmiede“ in Raleigh.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Ehemals Sammlung des Earls of Warwick, Warwick Castle, Klinge 1982, Nr. 18.
2 Museumslandschaft Hessen Kassel, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 1553, Margret Klinge: David Teniers the Younger. Paintings - Drawings, Ausst.-Kat. Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Gent 1991, Nr. 111.
3 Unserem Blatt stilistisch vergleichbar sind zwei Zeichnungen in Privatbesitz, Margret Klinge: David Teniers der Jüngere als Zeichner. Die Antwerpener Schaffenszeit (1633-1651), in: Jaarboek Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Antwerpen 1997, S. 71-282, Nr. 13 und 15; vgl. ebd. S. 122–124. Für den präzise erfassten Gesichtsausdruck des stehenden Bauern vgl. die „Studie dreier Figuren“ in Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 2891, David Teniers der Jüngere (1610-1690). Alltag und Vergnügen in Flandern, Ausst.-Kat. Karlsruhe, Heidelberg 2005, Nr. 66; darüber hinaus eng verwandt sind die um 1637 angesetzten „Pfannkuchenbäcker“ in Leiden, Prentenkabinet der Universiteit, Inv.-Nr. PK-P-AW 1263, Margret Klinge: David Teniers the Younger. Paintings - Drawings, Ausst.-Kat. Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Gent 1991, Nr. 110.
4 Raleigh, North Carolina Museum of Art, Inv.-Nr. 52.9.116, vgl. Margret Klinge: David Teniers der Jüngere als Zeichner. Die Antwerpener Schaffenszeit (1633-1651), in: Jaarboek Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Antwerpen 1997, S. 71-282, S. 123; im Gegensinn werden Mann und Tür variiert auf einem Gemälde in Basel: „Im Stall“, Öffentliche Kunstsammlung, Inv.-Nr. 607, David Teniers der Jüngere (1610-1690). Alltag und Vergnügen in Flandern, Ausst.-Kat. Karlsruhe, Heidelberg 2005, Nr. 31.

Details zu diesem Werk

Graphit; Einfassungslinien (Feder in Schwarz) 179mm x 210mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22579 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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