Bartholomeus Breenbergh, Nachahmer
Ponte Sisto (Aurelio, Janicolense), den Tiber aufwärts gesehen, um 1650?
Verso: Brückenpfeiler und Rundbogen, flüchtig angelegt
Die auf den ersten Blick eindrucksvolle Darstellung des auf den Resten des „Pons Aurelius“ erbaute „Ponte Sisto“ in Rom(Anm.1) wurde weder von Naumann noch von Roethlisberger in den Katalog der Breenbergh-Zeichnungen aufgenommen. Ein Vergleich mit grundsätzlich verwandten Werken des Künstlers kann diese Einschätzung bestätigen. So besitzen Zeichnungen wie die Kasseler „Ansicht des Kolosseums“ bei ähnlich flächig aufgetragener Lavierung deutlich mehr Dynamik und Tiefe, und die gleichmäßigen Pflanzenkürzel lassen den Schwung und die Kalligraphie Breenbergh’scher Strukturen vermissen.(Anm.2) Eine Entstehung im 18. Jahrhundert, wie von Stechow vorgeschlagen,(Anm.3) ginge auch mit der nur in Graphit angelegten Figur eines Anglers konform: Derartig große, genrehafte Repoussoirfiguren waren Breenbergh noch fremd.
Vermutlich kopiert unser Blatt eine heute verlorene, in Rom entstandene Zeichnung Breenberghs.(Anm.4) Angesichts der Verwendung älteren italienischen Papiers ist eine fälschende Absicht nicht auszuschließen.
Annemarie Stefes
1 Vgl. Ernest Nash: Bildlexikon zur Topographie des antiken Rom, 2 Bde. Tübingen 1961/62, Bd. 2, Abb. 917.
2 Museumslandschaft Hessen Kassel, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 5062, Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 70, Abb. G.
3 Zit. bei Gertraut Naumann: Die Landschaftszeichnungen des Bartholomeus Breenbergh, Heidelberg, Univ., Diss. 1933, S. 66.
4 Ein konkreter Rom-Bezug wird von der alten Beischrift postuliert, bei der es sich angesichts des von der Zeichnung abweichenden Farbtons wohl um eine spätere Zufügung handelt.