Cornelis Janson van Ceulen, zugeschrieben
Pieter Cornelisz. van Slingelandt, ehemals zugeschrieben
Herrenbildnis (Halbfigur), um 1650 - 1660
Dieses männliche Bildnis wurde von Harzen mit Pieter Cornelisz. van Slingelandt assoziiert, unterscheidet sich jedoch in dem größeren Format und der Verwendung blauen Papiers von den meist kleinformatigen Bildniszeichnungen dieses Künstlers, die zudem als selbständige Kunstwerke meist mit dem Monogramm PVS bezeichnet waren.(Anm.1) Darüber hinaus geht die durch das Kostüm naheliegende Entstehung in den 1650er oder 1660er Jahren nicht mit den Lebensdaten Slingelandts konform.
In gleicher Weise kostümiert ist ein unbekannter Herr auf einem 1656 datierten Gemälde des Cornelis Jonson van Ceulen.(Anm.2) Zu diesem Bild existiert eine Vorzeichnung in weißer und schwarzer Kreide auf blauem Papier,(Anm.3) der das Hamburger Blatt stilistisch unmittelbar anzuschließen ist, bei übereinstimmend dichter Schraffur, fest geschlossenen Umrissen und vor allem den gleichmäßig auf Locken, Gesicht und Gewand verteilten Glanzlichtern. Die daraus abzuleitende Zuschreibung unseres Herrenporträts an Van Ceulen wurde bestätigt von Rudi Ekkart.(Anm.4)
Auch für die Hamburger Zeichnung ist davon auszugehen, dass sie als Gemäldeentwurf angefertigt wurde. In Physiognomie, Haartracht, Kostüm und Ausdruck eng verwandt ist das 1653 datierte „Bildnis eines Unbekannten“, bei Abweichungen in Körperhaltung und kostümlichem Detail.(Anm.5) Möglicherweise diente das Hamburger Blatt dem Auftraggeber dieses Gemäldes als „vidimus“, um einen ersten Eindruck von dem geplanten Bildnis zu vermitteln. Die alten Knickfalten lassen darauf schließen, dass das Blatt – vielleicht schon vom Künstler selbst? – einem Brief beigefügt worden war.
Annemarie Stefes
1 Z. B. „Porträt einer jungen Frau“, London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1895,0915,1311; siehe auch Walther Bernt: Die niederländischen Zeichner des 17. Jahrhunderts, Bd. 2, München 1958, bei Nr. 544.
2 Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Inv.-Nr. 1266.
3 William H. Schab Gallery, New York 1984, Kat. 65 (1984), Nr. 10, fälschlich „C. de Visscher fecit“; Zuordnung an Van der Ceulen durch Karen Bodenhausen-Schaffers und Eric Domela Nieuwenhuis, 1991, Notiz RKD; vgl. auch „Selbstbildnis“, London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1856,0112.379.
4 Mündlich, 12. 5. 2009, auf Grundlage einer Digitalphotographie.
5 Ehemals Moskau, Sammlung Issakov, Photo RKD. Für Tracht und Körperhaltung vgl. das „Porträt eines Unbekannten“, ehemals Sammlung Lord Ravensworth, Aukt.-Kat. Ravensworth Castle, Anderson & Garland, 15. 6. 1920, Nr. 93.