Hendrik Rietschoof
Rheinlandschaft mit Lastkahn
Der breite Lastkahn und die steilen, von Burgen bekrönten Felsen charakterisieren eine typische, schon von Harzen als solche erkannte „Rheinlandschaft“. Charakteristisch für das frühe 18. Jahrhundert ist die kontrastreiche Beleuchtung, die der Szenerie beinahe südliches Flair verleiht.
Offensichtlich zählte die Rheingegend zu den bevorzugten Motiven des Künstlers: Vergleichbare Zeichnungen wurden in Heidelberg und Paris versteigert; ein weiteres Blatt befindet sich in der Fondation Custodia.(Anm.1) Mit der Vorliebe für Flusslandschaften folgte Hendrik Rietschoof dem Beispiel seines Vaters und Lehrers Jan Claesz. Rietschoof (1652–1719). Dessen Signatur befindet sich rückseitig auf einer in Motiv und Ausführung eng verwandten „Flusslandschaft mit Fischerbooten“, die ihrerseits auf Kompositionen des Herman Saftleven zurückgeht.(Anm.2) Auch Hendrik Rietschoof bezog sich in einigen Zeichnungen direkt auf das Vorbild dieses Künstlers.(Anm.3)
Annemarie Stefes
1 Aukt.-Kat. Heidelberg, Winterberg, 16. 10. 1998, Nr. 989 (mit Gegenstück); Aukt.-Kat. Paris, Drouot, 28. 10. 1994, Nr. 21 (mit Gegenstück); Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 115.
2 Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby’s, 5. 11. 2002, Nr. 106. Vgl. Saftlevens „Ideale Rheinlandschaft“ von 1650, Ausst.-Kat. Klaus Honef, Klaus Weschenfelder, Irene Haberland: Vom Zauber des Rheins ergriffen. Zur Entdeckung der Rheinlandschaft vom 17. bis 19. Jhd., Ausst.-Kat. Bonn, Rheinisches Landesmuseum, Ausst.-Kat. Bonn, Rheinisches Landesmuseum, Koblenz, Mittelrhein-Museum, München 1992, Nr. 51. Zu der „Saftleven-Renaissance“ im 18. Jahrhundert vgl. auch Patricia Stahl: Die Saftleven-Renaissace. Bürgerlicher Kunstgeschmack des 18. Jahrhunderts in Deutschland, in: ausst.-Kat. Koblenz/Bonn 1992, S. 195-206.
3 Vgl. die in gleicher Weise wie unser Blatt monogrammierte Kopie nach Saftleven, Aukt.-Kat. Köln, Lempertz, 23. 11. 1996, Nr. 1264, Abb. Taf. 74.