Cornelis van Poelenburch

Römische Ruinen beim Titusbogen, um 1636

Diese Ansicht des Titusbogens ist einer von insgesamt drei erhaltenen Entwürfen zu einer neunteiligen, von Jan Gerritsz. Bronchorst radierten Folge (H. 29 aus H. 22–30). Die Vorzeichnungen entstanden nach Van Poelenburchs Rückkehr nach Utrecht und verarbeiteten vermutlich römische Skizzen des Künstlers.(Anm.1) Eine der Radierungen ist 1636 datiert und gibt damit einen Terminus ante quem.
Chong vermutete, dass einzelne Partien der Federzeichnung später, möglicherweise sogar von der Hand des Stechers ausgeführt wurden.(Anm.2) Dies ist kaum wahrscheinlich, denn die betreffenden Federstriche bilden eine Einheit mit der restlichen Zeichnung, entsprechen der Handschrift eigenhändiger Blätter und liegen zum Teil unter der Lavierung.
Der heute freistehende, im 17. Jahrhundert in die mittelalterliche Stadtbefestigung Roms eingebundene Titusbogen war ein beliebtes Bildmotiv, wobei die hier wiedergegebene Ostseite seltener dargestellt wurde als die Ansicht von Westen.(Anm.3) Von Werken der Zeitgenossen und Vorläufer unterscheidet sich Van Poelenburchs Fassung in ihrer poetischen Stimmung, die er mit zeitlos gekleideten Staffagefiguren und starken Hell-Dunkel-Kontrasten erzielte. In dieser Farbwirkung verrät sich zugleich noch die manieristische Prägung des Künstlers.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Vgl. Alan Chong: The Drawings by Cornelis van Poelenburch, in: Master Drawings 25, 1987, S. 3-62, S. 11; in einem Fall ist eine dieser Studien erhalten: Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. C 4017, Alan Chong: The Drawings by Cornelis van Poelenburch, in: Master Drawings 25, 1987, S. 3-62, Nr. 44. In Amsterdam, Rijksprentenkabinet, befindet sich eine in Rom gefertigte „Innenansicht des Titusbogens“ aus dem Jahre 1621, Inv.-Nr. RP-T–1898-A-3724, Alan Chong: The Drawings by Cornelis van Poelenburch, in: Master Drawings 25, 1987, S. 3-62, Abb. 3. Hier wird der archäologische Befund mit Inschrift, Fries, den Siegesgöttinnen in den Bogenzwickeln und dem Genius des Kaisers im Schlussstein genau dokumentiert, vgl. Ernest Nash: Bildlexikon zur Topographie des antiken Rom, 2 Bde. Tübingen 1961/62, Bd. 1, Abb. 143. Im Hintergrund ist das 1550 von Vignola errichtete Tor der Farnesischen Gärten zu erkennen und nicht, wie irrtümlich von Stubbe, in: Hundert Meisterzeichnungen aus der Hamburger Kunsthalle 1500-1800, Bilderhefte der Hamburger Kunsthalle, Bd. 5, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1967, angegeben, die Phokassäule und die Kirche San Sergio e Bacco, vgl. Lisa Oehler: Rom in der Graphik des 16. bis 18. Jahrhunderts, Berlin 1997, S. 141, Anm. 10.
2 Alan Chong: The Drawings by Cornelis van Poelenburch, in: Master Drawings 25, 1987, S. 3-62, S. 41.
3 Lisa Oehler: Rom in der Graphik des 16. bis 18. Jahrhunderts, Berlin 1997, S. 137–140; Zwischen Phantasie und Wirklichkeit. Römische Ruinen in Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts aus Beständen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Ausst.-Kat. Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1988, S. 106.
4 Alan Chong: The Drawings by Cornelis van Poelenburch, in: Master Drawings 25, 1987, S. 3-62, S. 5.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, Pinsel in Grau, Spuren von Graphit; Griffelspuren; Einfassungslinien (Feder in Schwarz) 191mm x 254mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22368 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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