Adriaen van Ostade
Mann und Frau beim Goldwägen, 1650 - 1659
Das Motiv der alten Frau, die einen Wechsler beim Wägen ihrer Goldstücke prüfend überwacht, hat als Allegorie auf den Geiz eine lange, bis in das 16. Jahrhundert zurückreichende Tradition.(Anm.1)
Schnackenburg datierte die Zeichnung in die 1650er Jahre. Diesen Ansatz bestätigt das Wasserzeichen. Für den feinen und im Detail bisweilen fast ornamental anmutenden Federstrich finden sich Verwandtschaften zu dem um 1652 entstandenen Entwurf zu der Radierung B. 49.(Anm.2) Auch unser Blatt wurde – bei geschwärzter Rückseite – mit dem Griffel übergangen. Ein entsprechender Druck ist allerdings nicht bekannt. Vielleicht war die Darstellung Ausgangspunkt für eine heute unbekannte Kopie oder Variante. Eher unwahrscheinlich ist ein funktionaler Bezug zu einem Gemälde, wie von Harzen vorgeschlagen wurde: Für gemalte Figuren griff Van Ostade in der Regel auf seine in Kreide gezeichneten Einzelstudien zurück.(Anm.3)
1 Vgl. Mirror of Everyday Life. Genreprints in the Netherlands 1550-1700, bearb. v. Eddy de Jongh, Ger Luijten Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Ghent 1997, Nr. 59; zu den ikonographischen Vorläufern aus dem 16. Jahrhundert zählen die Gemälde von Quentin Massijs, 1514, Paris, Musée du Louvre, Département des Peintures, Inv.-Nr. 1444, und Marinus van Reymerswalde, 1538, München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 7.
2 Chantilly, Musée Condé, Inv.-Nr. 349 bis, Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen, 2 Bde, Hamburg 1981, Nr. 72.
3 Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen, 2 Bde, Hamburg 1981, Bd. 1, S. 44.