Pieter Moninckx, (?)
Anonym (niederländisch, 17. Jh.)

Via Flaminia vor der Porta del Popolo, Rom, um 1660?

Dargestellt ist die Via Flaminia in Rom mit Blick auf die Außenseite der Porta Flaminia (heute „Porta del Popolo“) mit der 1561/63 durch Nanni di Baccio Bigio erneuerten Fassade.(Anm.1)
Harzen brachte die alte Beischrift mit Jan Monninx in Verbindung, nicht ohne auf die eklatanten Unterschiede zu dessen 1626 datierter Zeichnung (Inv.-Nr. 22197) hinzuweisen („um 30 Jahre später als die vorhergehende Zeichnung und von ganz verschiedener Hand.“). Wohl aus diesem Grund wurde das Blatt in der Folgezeit unter den anonymen niederländischen Zeichnungen des 17. Jahrhunderts abgelegt, ungeachtet der Möglichkeit, dass sich die Beischrift auch auf einen anderen Künstler dieses Namens beziehen könnte. Ein möglicher Kandidat wäre der zwischen 1656 und 1672 in Rom aktive Pieter Moninckx aus Den Haag.(Anm.2) Zwar unterscheiden sich die meisten für Moninckx gesicherten Werke von unserem Blatt in ihrem dichteren, mehrschichtigen Farbauftrag, doch finden sich auch Verwandtschaften: Mit je einer Zeichnung in Berlin und Wien verbindet der kleinfleckig modellierte Baumschlag; mit dem Wiener Blatt vergleichbar ist zudem die Akzentverteilung in der Staffagewiedergabe.(Anm.3)
Grundsätzlich wären die Differenzen zwischen unserem Blatt und diesen signierten und aquarellierten Arbeiten auf funktionelle Unterschiede zurückzuführen. In ihrer flüchtigen Ausführung und der grob angelegten „Blindzone“ rechts steht die vorliegende Zeichnung einer Vor-Ort-Aufnahme nahe, wenngleich die Staffagefiguren in diesem Kontext ungewöhnlich wären.
Letztlich fehlen direkte Anhaltspunkte, um unser Blatt sicher im Œuvre des Moninckx zu verankern, so dass eine Zuordnung nur unter Vorbehalt möglich ist.

1 Vgl. Ernest Nash: Bildlexikon zur Topographie des antiken Rom, 2 Bde. Tübingen 1961/62, Bd. 2, S. 210 und Abb. 952.
2 Arnold Houbraken: De groote Schouburg der Nederlantsche konstschilders en schilderessen … zijnde een vervolg op het schilderboek van K. van Mander, 3 Bde., ’s Gravenhage 1718-1721, Bd. 1, S. 275; Schatborn, in: Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 162.
3 Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 11645, Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001 S. 162, Abb. B; Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 8750, ebd. S. 163, Abb. D. Die entschiedene Diagonalschraffur in den Schattenbereichen der Bäume erinnert an die frühen Skizzen von 1645/46, Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1976-29, Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 164, Abb. F.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, Pinsel in Grau; Einfassungslinien (Feder in Schwarz) 260mm x 194mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22195 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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