Gerrit Lamberts, Zeichner
Das Schloss zu Bentheim, 1820
Nach eigenem Bekunden hatte Lamberts nur wenige Auslandsreisen unternommen, und diese führten ihn lediglich nach Belgien, Paris, an den Rhein und in das Münsterland.(Anm.1) Auf dieses Gebiet jenseits der niederländischen Grenze wurde sein Augenmerk vermutlich durch die von Jacob van Ruisdael gemalte „Landschaft mit Schloss Bentheim“ gelenkt, die 1810 in Besitz des Rijksmuseums gelangte.(Anm.2) Im Gegensatz zu Van Ruisdaels dramatisierter Übersteigerung der Motive (Anm.3) folgte Lamberts den natürlichen Gegebenheiten und zeichnete das Schloss aus nordwestlicher Blickrichtung mit den angrenzenden Dorfhäusern.(Anm.4)
Im Unterschied zu Invb.-Nr. 22105b lässt sich bei der vorliegenden Zeichnung nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich um eine – nachträglich mit Pinsel überarbeitete – Naturaufnahme handelt oder um eine gänzlich im Atelier entstandene Reinzeichnung.
1 „Ik heb alleen gereisd in Belgie, Munsterland, een gedeelte van den Rhyn, voorts in 1825 heb ik eene paar weken te Parys geweest“, im Fragebogen J. Immerzeels, September 1841, Manuskript im Archiv des Rijksmuseums Amsterdam.
2 Amsterdam, Rijksmuseum, Inv.-Nr. SK-A–347, Slive 2001, Nr. 10. Im Jahre 1808 war die Sammlung des 1798 gegründeten Rijksmuseums von Den Haag nach Amsterdam gebracht worden. Lamberts wurde 1824 zum ersten Sammlungsverwalter des Rijksmuseums ernannt und war mit der Sammlung sicherlich bestens vertraut.
3 Vgl. hierzu Buvelot, in: Jacob van Ruisdael paints Bentheim, bearb. v. Quentin Buvelot, Ausst.-Kat. Den Haag, Koninklijk Kabinet van Schilderijen Mauritshuis, Zwolle 2009, S. 48–49.
4 Vgl. ein Gemälde Jacob van Ruisdaels in Privatbesitz, Seymour Slive: Jacob van Ruisdael. A Complete Catalogue of His Paintings, Drawings and Etchings, New Haven und London 2001, Nr. 25, Jacob van Ruisdael paints Bentheim, bearb. v. Quentin Buvelot, Ausst.-Kat. Den Haag, Koninklijk Kabinet van Schilderijen Mauritshuis, Zwolle 2009, Nr. 4, vgl. ebd. S. 31; vgl. auch eine Zeichnung Frederik de Moucherons, Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Atlas Van der Hem, Bd. 29, fol. 136–137.