Abraham Furnerius

Ansicht von Laren, 1651

Harzen beschrieb die Zeichnung als „ganz in Rembrants Geist ausgeführt[e]“ Arbeit des Philips Koninck. Ihre Zuschreibung an Furnerius wurde erstmals vorgeschlagen von Gerson (1936) und gilt in der nachfolgenden Literatur bis zu ihrer letzten Publikation durch Röver-Kann (Ausst.-Kat. Bremen 2000/01) als akzeptiert. Dies aus gutem Grund, denn der stellenweise fast verschnörkelt anmutende Baumschlag erinnert an eine Furnerius zugeschriebene Zeichnung in Budapest, die etwas spröde wirkenden Federstriche in den Randbereichen verbinden mit einer Zeichnung in Wien, und für die Gestaltung des Vordergrundes lässt sich eine „Flusslandschaft“ an unbekanntem Standort zum Vergleich heranziehen.(Anm.1) Die Nähe zu Koninck ist wie im Falle von Inv.-Nr. 22833 und 22421 auf das verwandtschaftliche Verhältnis zwischen beiden Künstlern zurückzuführen, und auch hier finden sich, besonders in Raumaufteilung und Perspektive, Berührungspunkte zu Rembrandt-Zeichnungen der Zeit um 1650.(Anm.2) Während diese in der Umgebung von Amsterdam aufgenommen wurden, handelt es sich hier um eine Ansicht von Laren, einem kleinen Bauerndorf im Gelderland, das sich im späten 19. Jahrhundert zu einem Zentrum der holländischen Spätimpressionisten um William Henry Singer entwickeln sollte. Ortsangabe und Datierung dürfen als eigenhändig anzusehen sein,(Anm.3) das Blatt wäre demnach am 17. August 1651 entstanden. Angesichts der sorgfältigen Ausführung bezweifelte Röver-Kann eine Ausführung direkt vor Ort. Dies wäre angesichts der genauen Datierung dennoch in Betracht zu ziehen, zumal der zum Vordergrund hin auslaufende Weg gewisse Anzeichen einer „Blindzone“ besitzt, ähnlich der unter Anm. 2 erwähnten Rembrandt-Zeichnung.
Die Nummerierung in der rechten unteren Blattecke stammt vielleicht vom Künstler selbst und könnte auf seriellen Kontext verweist. Der sich darüber befindende Federstrich ist wohl das Überbleibsel einer Einfassungslinie in brauner Feder – vermutlich wurde die Zeichnung nachträglich beschnitten.
Bei der in Kombination mit brauner Feder zunächst ungewöhnlich anmutenden Verwendung von Rötel scheint es sich um eine „Spezialität“ des Künstlers zu handeln, die auf einer Reihe weiterer Zeichnungen ausgemacht werden kann.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Budapest, Szépmüvészeti Múzeum, Inv.-Nr. 1957.34, Sumowski 4, 1981, Nr. 1048 xx; Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 8884, ebd. Nr. 1033 xx; ebd. Nr. 1017 xx.
2 Röver-Kann, in: Anne Röver-Kann, Anne Buschhoff: Rembrandt, oder nicht? Zeichnungen von Rembrandt und seinem Kreis aus den Hamburger und Bremer Kupferstichkabinetten, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Ostfildern-Ruit 2000 mit Verweis auf eine Zeichnung in London, Courtauld Institute of Art, Inv.-Nr. D.1978.PG.199, Otto Benesch: The Drawings of Rembrandt, 6 Bde., London 1954-57, Bd. 6, Nr. 1231.
3 Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 4, Fabritius - Furnerius, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1981, S. 2240 verwies auf die Unterschiede zu der Signatur des Furnerius, führte diese aber zurück auf den kalligraphischen Charakter der Hamburger Beischrift.
4 Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 2236, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 4, Fabritius - Furnerius, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1981, Nr. 1026 xx; Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 22894 a, ebd. Nr. 1031 xx; The Art Institute of Chicago, Inv.-Nr. 1959.550, ebd. Nr. 1037 xx; Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. C 1354, ebd. Nr. 1038 xx; London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. Oo,9.113, ebd. Nr. 1039 xx.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun, braun laviert, stellenweise überarbeitet mit Rötel auf gelblichem Papier 182mm x 288mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22088 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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