Jan Kobell (II.), Zeichner

Junger Stier am Weidezaun

Jan Kobell (II), mitunter auch bekannt als „Jan Baptist Kobell“, wurde von seinem gleichnamigen Neffen Jan Kobell (III) durch den Beinamen „de Utrechtse Kobell“ unterschieden. Er war Sohn des Marinemalers Hendrik Kobell, legte seinen Schwerpunkt aber auf Landschaft und Weidebild in der Nachfolge des Paulus Potter. Neben eigenen Kompositionen schuf er auch Kopien nach Werken dieses berühmten Vorläufers.(Anm.1)
Der hier dargestellte junge Stier am Weidezaun ist sicher eine eigene Erfindung, thematisch aber anknüpfend an die radierten Rinder in Potters „Bullenboekje“.(Anm.2) Auch die Platzierung der Signatur auf der Holzplanke des Zaunes ist von Potters Vorbild inspiriert.(Anm.3)
In der gleichmäßig dicht gestrichelten Fellstruktur vergleichbar ist die monogrammierte Rötelstudie eines liegenden Hundes in Berlin.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Pieter A. Scheen: Lexicon Nederlandse Beeldende Kunstenaars 1750 - 1880, 's-Gravenhage 1981, S. 275. Während seines Aufenthaltes in Paris (1810–1812) kopierte er Potters von den Franzosen erbeuteten „Großen Stier“ aus dem Mauritshuis, vgl. C. Boschma, Frans Grijzenhout: Meesterlijk vee. Nederlandse veeschilders 1600-1900, Ausst.-Kat. Dordrecht, Dordrechts Museum, Leeuwarden, Fries Museum, Zwolle 1988/89, S. 229. Zu der Begeisterung für dieses Gemälde im späten 18. Jahrhundert vgl. auch Joannes Hoes: 'Het vee zooals het is en niet anders'. De reputatie van Paulus Potter (1625-1654), in: Meesterlijk Vee, Ausst.-Kat. Dordrecht/Leeuwarden 1988/89, S. 87-100, S. 94–97.
2 H. 1–8, vgl. auch H. 14. Vgl. auch das Potters „Vieh auf der Weide“, Paris, Musée du Louvre, Département des Peintures, Inv.-Nr. 1732, Amy L. Walsh, Edwin Buijsen, Ben Ausst.-Kat. Poughkeepsie 1976: Paulus Potter. Paintings, Drawings and Etchings, Den Haag, Koninklijk Kabinet van Schilderijen Mauritshuis, Den Haag 1994, S. 138, Abb. 1 und „Rinder bei einem Zaun“, Museumslandschaft Hessen Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister, Inv.-Nr. 368, ebd. Nr. 4. Ähnliche Tendenzen lassen sich z. B. im Œuvre seines älteren Zeitgenossen Jacob Cats beobachten, vgl. die beiden „Kuhporträts“ in Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T–1953-296 und Inv.-Nr. RP-T–1953-295, J. W. Niemeijer, Robert-Jan te Rijdt: Hollandse aquarellen uit de 18de eeuw, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Paris, Fondation Custodia, Zwolle 1990, Nr. 16.
3 So auch auf einer Zeichnung in Privatbesitz, Meesters op papier. Nederlandse tekeningen uit een particuliere Collectie (17de-19de eeuw) bearb. von Bernard Aikema, Peter van der Coelen, Pieter Roelofs, Ausst.-Kat. Nimwegen, Museum Het Valkhof, Zwolle 2002, Nr. 52.
4 Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 4014, Elfried Bock, Jakob Rosenberg: Die niederländischen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Staatliche Museen zu Berlin. Die Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett, 2 Bde., Berlin 1930, Bd. 1, S. 170, Corpus Gernsheim Nr. 49531.

Details zu diesem Werk

Schwarze und weiße Kreide auf blauem Papier; Einfassungslinien (Feder in Schwarz) 160mm x 214mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22081 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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