Jan van Huchtenburgh

Reiterschlacht, um 1710 - 1733

Man ist zunächst geneigt, diese Zeichnung als Kopie nach einem in den Grundzügen übereinstimmenden Gemälde in Manchester zu betrachten.(Anm.1) Jedoch lassen sich die locker getuschten Figuren im Hintergrund gut mit Inv.-Nr. 22054 vergleichen. Darüber hinaus sind die Abweichungen von dem Gemälde größer als auf erstem Blick ersichtlich. Dies betrifft die Stadtsilhouetten im Hintergrund ebenso wie die Bewegungsmotive einzelner Soldaten, z. B. des über die Schulter zurückblickenden Reiters rechts. Einzelne Figuren wie der links hinter dem Baum heranpreschende Reiter mit erhobenem Degen fehlen auf dem Gemälde. Im Unterschied zu der gemalten Komposition legt die Zeichnung den Schwerpunkt auf die Figuren. Sie sind im Verhältnis zur Landschaft größer gegeben und dadurch näher aneinandergerückt. Dies wirkt nicht immer überzeugend, wenn beispielsweise der rücklings gestürzte Reiter kopfüber über dem erschlagenen Pferd zu schweben scheint. Auch fehlt den plump und puppenhaft agierenden Soldaten die Eleganz der Gemäldefiguren. Diese Schwerfälligkeit manifestiert sich ebenfalls in der behäbigen Modellierung der Vegetation: Charakteristisch etwa der Baum mit den schlank nach oben strebenden kahlen Ästen, der hier seiner feinen Zweige beraubt wurde. Diese Abänderungen scheinen einem Stilwillen zu entsprechen, der auch auf späten Bildern des Künstlers zu erkennen ist: Ähnlich große, aneinandergedrängte Figuren begegnen auf einem um oder nach 1709 entstandenen Gemälde.(Anm.2) Sollten diese Schwächen als Merkmale eines Altersstils gedeutet werden, wäre die Zeichnung als späte eigenhändige Variation nach dem Gemälde in Manchester zu bestimmen. Damit kann Harzen letztlich – gegen den ersten Eindruck – Recht gegeben werden, wenn er die Zeichnung als „Capitalblatt von sorgfältiger und vortrefflicher Ausführung“ beschreibt.

Annemarie Stefes

1 Manchester City Art Gallerie, Inv.-Nr. 1931.129, Zuschreibung an Huchtenburg durch Horst Gerson gemäß einer Notiz in der Photokartei des RKD.
2 „Die Schlacht bei Malplaquet am 11. September 1709“, Aukt.-Kat. Köln, Lempertz, 4. 12. 1999, Nr. 1264.

Details zu diesem Werk

Pinsel in Grau über Graphit, etwas schwarze Kreide und Rötel, stellenweise überarbeitet mit Feder in Braun auf gelblichem Papier; Einfassungslinien (schwarze Kreide) 297mm x 403mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22055 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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