Melchior de Hondecoeter
Zwei kämpfende Hähne
Die einander mit gesenkten Köpfen bedrohenden Hähne, deren Auseinandersetzung von einer Glucke und ihren Küken beobachtet wird, geht als Bildmotiv zurück auf ein Gemälde des Frans Snijders.(Anm.1) Als Maler hatte sich Melchior d’Hondecoeter auf die Wiedergabe von Hühnern und Enten spezialisiert. Sichere Zeichnungen hingegen sind von seiner Hand kaum erhalten. Zu diesen seltenen Blättern gehört eine deutlich sorgfältiger gearbeitete signierte Kreidezeichnung in Leiden.(Anm.2)
Einen mittelbaren Anhaltspunkt für die Zuschreibung an D’Hondecoeter gibt der Vergleich mit einer Zeichnung des Jan Weenix in Amsterdam.(Anm.3) Diese steht – bei einer für Weenix charakteristischen Komposition – unserem Blatt in der großzügigen Pinselführung stilistisch sehr nahe, und diese Nähe lässt sich gut durch das verwandtschaftliche Verhältnis beider Künstler erklären: Sie waren Vettern, und bei einem Altersabstand von nur vier Jahren wohl zur selben Zeit Schüler des Jan Baptist Weenix. So soll für vorliegende Zeichnung an der alten Zuschreibung festgehalten werden. Weitere in Technik und Stil verwandte Blätter lassen sich der Darstellung anschließen.(Anm.4)
Annemarie Stefes
1 Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Inv.-Nr. 946, Hella Robels: Frans Snyders. Stilleben- und Tiermaler 1579-1657, München 1989, Nr. 203. Diese Darstellung wurde vermutlch angeregt durch einen Stich des Marcus Gheeraerts aus dem Jahre 1567 zu Äsops „Fabel vom Rebhuhn unter den Haushähnen“, vgl. ebd. Abb. S. 311.
2 Leiden, Prentenkabinet der Universiteit, Inv.-Nr. PK-P-AW 0328, Walther Bernt: Die niederländischen Zeichner des 17. Jahrhunderts, Bd. 1, München 1957, Nr. 302.
3 „Geflügel vor Parklandschaft“, Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1966-21.
4 Z. B. zwei Zeichnungen aus der ehemaligen Sammlung Herbert Girardet, Kettwig, Horst Vey: Sammlung Herbert Girardet. Holländische und flämische Meister, Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Essen 1970, Nr. 99 und 100 als „südniederländisch, 17. Jh.“.