Maarten van Heemskerck

Papst Clemens VII. in der Engelsburg belagert, 1554

Während des „Sacco di Roma“ im Jahre 1527 wurde Papst Clemens VII. in der Engelsburg von den Truppen Karls V. belagert. Van Heemskerck zeichnete dieses Ereignis 27 Jahre später, ohne jedoch auf die katastrophalen Plünderungen der Stadt durch die kaiserlichen Landsknechte Bezug zu nehmen. Dies aus gutem Grund, denn die Zeichnung entstand als Auftragsarbeit für eine Stichfolge, welche die Siege des Kaisers zum Thema hatte und dessen Sohn Philipp II. gewidmet war.(Anm.1) Drei weitere Vorzeichnungen zu der Serie befinden sich in Berlin und London.(Anm.2)
Wenige, im Größenmaßstab überdimensionierte Soldaten veranschaulichen den Sieg des Kaisers über den winzig erscheinenden Papst. Die Wiedergabe der Engelsburg mit den Anbauten Alexanders VI. und des im rechten Hintergrund dargestellten Petersdoms erfolgte seitenverkehrt, um die Wiedergabe im Kupferstich zu berücksichtigen. Für die baulichen Details konnte der Künstler wohl auf eigene Skizzen zurückgreifen, die er während seines Romaufenthaltes (1532–1536/37) angefertigt hatte.(Anm.3) Die erst 1532 am Brückenkopf aufgestellten Skulpturen der Hll. Petrus und Paulus, die, den Söldnern gegenüberstellt, wie eine persönliche Leibgarde des Papstes wirken, sind möglicherweise als versteckter Kommentar des katholischen Künstlers zu verstehen.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 H. 527, gestochen von Dirck Volckertsz. Coornhert, herausgegeben von Hieronymus Cock als viertes Blatt der „Divi Caroli V Imp. opt. max. victoriae“.
2 „Die Befreiung Wiens“, und „Die Einnahme von Tunis“, 1555, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 12500 und Inv.-Nr. KdZ 12501; „Die Kapitulation Johann Friedrichs von Sachsen nach der Schlacht von Mühlberg“, London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1853,0813.50.
3 Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Römisches Skizzenbuch, Inv.-Nr. 79 D, Bd. 2, fol. 51r; vgl. Christian Hülsen, Hermann Egger: Die römischen Skizzenbücher von Marten van Heemskerck im Königlichen Kupferstichkabinett zu Berlin, Berlin 1913-1916.
4 André Chastel: The Sack of Rome, 1527, Princeton 1983, S. 73–74. Van Heemskerck verzichtete vermutlich aus kompositorischen Gründen auf die Wiedergabe weiterer Statuen, die während seines Aufenthaltes in Rom wohl schon auf der Brücke aufgestellt waren, vgl. Bart Rosier: The victories of Charles V: a series of prints by Maarten van Heemskerck, 1555-56, in: Simiolus 20, 1990/91, S. 24-37, S. 29.

Details zu diesem Werk

Feder in Braun auf hellgrauem Papier; Griffelspuren; Rückseite geschwärzt; Einfassungslinien (z. T. mit Feder in Braun, teilweise über schwarzer Kreide) 148mm x 234mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22022 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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