Gerbrand van den Eeckhout

Der Satyr beim Bauern, um 1653

Neben biblischer Thematik beschäftigte sich Van den Eeckhout in etwas geringerem Ausmaß mit mythologischen Bildinhalten. Hier ist eine Erzählung aus den Fabeln des Äsop dargestellt: Ein Satyr kündigte die soeben geschlossene Freundschaft mit einer Bauernfamilie, nachdem er beobachtet hatte, wie sich der Bauer zuerst die Hände mit seinem Atem wärmt, um anschließend die heiße Mahlzeit pustend abzukühlen. Ein derart zweideutiges Verhalten erschien ihm wenig vertrauenswürdig.(Anm.1)
Die Zeichnung ist sicher zuschreibbar und lässt sich genau datieren, denn sie diente als Vorstudie für ein Gemälde aus dem Jahre 1653.(Anm.2) Dieses Bild aus ehemaligem Besitz der Oldenburgischen Gemäldesammlung wurde bereits von Harzen in seiner Inventarbeschreibung erwähnt, zu diesem Zeitpunkt noch als in der Hamburger Sammlung Hudtwalcker befindlich. Zahlreiche Pentimenti verraten die Suche nach der endgültigen Form, gut zu erkennen im Bereich der Beine des Bauern. Abweichungen finden sich in erster Linie in den rahmenden Elementen: Auf dem Gemälde fehlt der Spaten, dafür wurde über den Balken im Vordergrund eine Axt gelegt. Rechts wurde die Anzahl der Rinder auf ein Tier reduziert und der Holzverschlag vergrößert. Die Stalllaterne weist auf der gemalten Fassung nach rechts. Nicht übernommen wurden die schwer zu identifizierenden Gegenstände an der Wand, die Van den Eeckhout auf der Zeichnung gleich zweimal skizzierte, wohl um einen geeigneten Platz für dieses Arrangement zu finden. Auch das schräg gegen den Tisch gelegte runde Objekt fehlt auf dem Gemälde.
Eine in Stil, Technik und Format verwandte Darstellung des Themas befindet sich in Paris und diente ebenfalls der Gemäldevorbereitung.(Anm.3) Sie galt ehemals als Werk des Jacob Jordaens,(Anm.4) und auch das Hamburger Blatt wurde mit Jordaens verglichen, der das Thema wiederholt dargestellt hatte.(Anm.5) Eine direkte stilistische Orientierung Van den Eeckhouts an entsprechenden Werken des Flamen kann vorausgesetzt werden.(Anm.6)

Annemarie Stefes

1 Äsop, Fabel 255; Avianus, Fabulae Aviani Poetae, Fabel 29; Jean de La Fontaine, Fables, 1668, Bd. V, 7.
2 Gemälde der Rembrandt-Schüler, 6 Bde., Landau 1983, Bd. 2, Nr. 416, vgl. Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby’s, 30. 11. 2010, Nr. 81. Auf den Gemäldebezug verwies nach Harzen erstmals wieder Alfred von Wurzbach: Niederländisches Künstler-Lexikon, 3 Bde., Wien/Leipzig 1906-11. – Lediglich John Kruse: Die Zeichnungen Rembrandts im Nationalmuseum zu Stockholm, hrsg. von Carl Neumann, Den Haag 1920 hielt die Zeichnung für ein Werk des Ferdinand Bol.
3 Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 9206, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 3, Dou - Eeckhout, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1980, Nr. 628; das zugehörige Bild wird in Stockholm verwahrt, Nationalmuseum, Inv.-Nr. 418, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 3, Dou - Eeckhout, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1980, Bd. 2, Nr. 421. Eine weitere Zeichnung zu diesem Thema – Alternativentwurf zu dem ehemals in Oldenburg verwahrten Gemälde? – befindet sich in London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1920,1116.13, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 3, Dou - Eeckhout, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1980, Nr. 626; vgl. auch die Federskizze in gleicher Sammlung, Inv.-Nr. 1920,1116.12, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 3, Dou - Eeckhout, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1980, Nr. 627.
4 Vgl. Mària van Berge-Gerbaud: Rembrandt et son école. Dessins de la collection Frits Lugt, Paris 1997, S. 128.
5 Vgl. Daniel Pont, Barend Fabritius, Utrecht 1958; Jan Gerrit van Gelder, Ingrid Jost: Elsheimers unverteilter Nachlaß, III. Zeichnungen, in: Simiolus 2, 1967/68, S. 23-45; Gemälde der Rembrandt-Schüler, 6 Bde., Landau 1983; 1980 verweist auf das in einem Stich von Lucas Vorsterman (I) reproduzierte Jordaens-Gemälde in Göteborg, Konstmuseum, Inv.-Nr. 853, das Van den Eeckhout gekannt haben kann (H. 51), Michael Jaffé: Jacob Jordaens 1593-1678, Ausst.-Kat. Ottawa, National Gallery of Canada, Ottawa 1968, Nr. 293 mit Abb.

Details zu diesem Werk

Schwarze Kreide, Rötel, Pinsel in Grau; Einfassungslinien (Pinsel in Schwarz) 192mm x 259mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21919 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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