Allaert van Everdingen

Nachtlandschaft mit Männern bei einem Feuer, 1665 - 1669

Entstanden ist die Zeichnung vermutlich in den späten 1660er Jahren, in einer Zeit, in der sich Allaert van Everdingen vermehrt mit Nachtszenen beschäftigte.(Anm.1) Davies (2007) identifizierte das Blatt im Katalog der Auktion Tonneman (1754) als Teil einer Folge der „Vier Elemente“.(Anm.2) Zweifelsohne ist die Hamburger Zeichnung mit dem Element Feuer gleichzusetzen. Die zugehörigen Darstellungen von „Erde“ und „Luft“ werden in Leiden bzw. London verwahrt.(Anm.3) Die Darstellung des vierten Elements „Wasser“ gilt als verschollen.
Diese vier Zeichnungen, in gleicher Technik gearbeitet und annähernd maßgleich, wurden von dem älteren Johan Goll van Franckenstein als komplettes Ensemble auf der Auktion Tonneman erworben und nummeriert: Die erhaltenen Blätter tragen die Nummern 23, 24 und 25. Sie galten also zu dieser Zeit sicher als Elementenfolge, wobei sich die Frage stellt, ob dieser Kontext schon von Van Everdingen selbst beabsichtigt war oder ob es sich um ein Arrangement seitens der Sammler Tonneman oder Goll van Franckenstein (I) handelt. Zumindest ungewöhnlich für Van Everdingen, der seine Serien in der Regel auf gleichartigem Papier zeichnete, ist die Verwendung von unterschiedlichem Trägermaterial für die drei erhaltenen Zeichnungen.(Anm.4) Letztlich spricht aber die Vorliebe des Künstlers für serielle Zusammenhänge (Inv.-Nr. 1963-175, 1963-176) für einen von Anfang an geplanten allegorischen Kontext. Van Everdingen konnte sich dabei an älteren Elemente-Folgen im Bereich der Druckgraphik orientieren. Dabei nehmen seine Zeichnungen in ihrer rein landschaftlichen Interpretation des Themas eine Sonderstellung innerhalb der holländischen Kunst der zweiten Jahrhunderthälfte ein.(Anm.5)
Offensichtlich wurde die Serie von Johan Goll van Franckenstein II oder seinem Sohn Pieter Hendrik aufgeteilt, jedenfalls sind die Londoner „Luft“ und das fehlende „Wasser“ nicht mehr im Auktionskatalog von 1833 aufgeführt. Dort lassen sich nur noch die Zeichnungen in Hamburg und Leiden identifizieren, sind allerdings, in Unkenntnis des seriellen Zusammenhangs in verschiedenen Alben aufgeführt (GG 29 bzw. HH 12).

Annemarie Stefes

1 Alice I. Davies: The Drawings of Allart van Everdingen. A Complete Catalogue, Including the Studies for Reynard the Fox, Doornspijk 2007, S. 17 und 92 mit Verweis auf Zeichnungen in Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. C 1892-8, ebd. Nr. 25; Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, KdZ 1309, ebd. Nr. 133; London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1836,0811.152, ebd. Nr. 340.
2 „Vier Tekeningen, zynde de vier Elementen, uitvoerig met Oost-Indische Inkt, door A. v. Everdinge, hoog 5, br. 8 d.“, Alice I. Davies: The Drawings of Allart van Everdingen. A Complete Catalogue, Including the Studies for Reynard the Fox, Doornspijk 2007, S. 89–90.
3 Leiden, Prentenkabinet der Universiteit, Inv.-Nr. PK 0244, Alice I. Davies: The Drawings of Allart van Everdingen. A Complete Catalogue, Including the Studies for Reynard the Fox, Doornspijk 2007, Nr. 445; London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1836,0811.163, ebd. Nr. 444
4 Alice I. Davies: The Drawings of Allart van Everdingen. A Complete Catalogue, Including the Studies for Reynard the Fox, Doornspijk 2007, S. 91.
5 Alice I. Davies: The Drawings of Allart van Everdingen. A Complete Catalogue, Including the Studies for Reynard the Fox, Doornspijk 2007, S. 90 mit Verweis auf Radierungen von Cornelis bzw. Frederik Bloemaert nach Abraham Bloemaert (H. 58-61, 307-316 und 236-239) bzw. Jan van de Velde nach Willem Buytewech (H. 18-25); vgl. ebd. S. 92.

Details zu diesem Werk

Feder und Pinsel in Grau, grau laviert, Spuren von Graphit oder schwarzer Kreide; Einfassungslinien (Feder in Braun) 130mm x 210mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21907 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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