Diese Zeichnung diente als Vorlage für Van Everdingens Radierung Dutuit 53. Dort begegnet die breit und summarisch angelegte Komposition im Gegensinn annähernd maßstabsgetreu (101 x 136 mm) und um zahlreiche Details ergänzt. Zur Übertragung wurde die Komposition mit dem Griffel übergangen, wobei vermutlich beidseitig geschwärztes Papier zwischen Zeichnung und Druckplatte gelegt worden ist. Dies könnte die sich rückseitig als schwarze Linien abzeichnenden durchgegriffelten Konturen erklären.(Anm.1)
Harzen brachte die Bleiweiß-Spuren auf der Rückseite des Blattes mit dem Übertragungsprozess in Verbindung. Jedoch befindet sich das flächig aufgetragene Weiß nicht auf den durchgegriffelten Partien, sondern vorwiegend im Bereich der recto unbearbeiteten Passagen: Offensichtlich wollte Van Everdingen mit dieser ungewöhnlichen Methode die Leuchtkraft des stehengelassenen Blattgrundes unterstreichen.
Vorliegendes Blatt zählt mit Inv.-Nr. 21903 und je einer Zeichnung in Amsterdam, Weimar und Moskau zu den wenigen Radierungsentwürfen Van Everdingens, die mit Aquarellfarbe übergangen wurden.(Anm.2) Hier bilden die blauen Akzente in der Darstellung von Wasserfall, Bergen und Himmel einen reizvollen Kontrast zu den erdigen Tönen der Pinselzeichnung.

Annemarie Stefes

1 Alice I. Davies: The Drawings of Allart van Everdingen. A Complete Catalogue, Including the Studies for Reynard the Fox, Doornspijk 2007, S. 115.
2 Amsterdams Historisch Museum, Inv.-Nr. TA 18001, Alice I. Davies: The Drawings of Allart van Everdingen. A Complete Catalogue, Including the Studies for Reynard the Fox, Doornspijk 2007, Nr. 575; Klassik Stiftung Weimar, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. KK 5011, ebd. Nr. 586; Moskau, Puschkin Museum, Inv.-Nr. 4782, ebd. Nr. 592.

Details zu diesem Werk

• Beschriftung

  Beschriftung fremd: Auf dem Verso oben in der Mitte nummeriert: "N. 4" (Bleistift, 18. Jh.); unten in der Mitte wohl von gleicher Hand bezeichnet: "N" (Bleistift); links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

• Wasserzeichen / Kettenlinien

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• Provenienz

  Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 20: "[A. v Everdingen Fortsetzung.] Norwegische Landschaft mit zerstreuten, waldbewachsenen Felsblöcken und einer Wasserstelle; {ein Wand} auf einer Knittelbrücke gewahrt man einen Wandersmann. Flüchtig in Kreide, Bister und Indigo. FF 5.3/3.9 Auf der Rückseite mit Bleiweiß übergangen. Die Zeichnung hat gedient zu des Künstlers Radierung No 53 nach Bartsch."; NH Ad: 02: 01, S. 250); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

• Bibliographie

  Allart van Everdingen, Alice I. Davies, 1978, S. 142-143, 284, Anm. 140, Abb. S. 143, Abb.-Nr.

  Allart van Everdingen 1621-1675. First Painter of Scandinavian Landscape, Alice I. Davies, 2001, S. 45, Anm. 11, 90, 106, 111, Abb. S. 119, Abb.-Nr.

  The Drawings of Allart van Everdingen. A Complete Catalogue, Including the Studies for Reynard the Fox, Alice I. Davies, 2007, S. 48, Anm. 1; 111, Anm. 13; 115, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 583 mit Abb.

  Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, Stefes, Annemarie; Herausgeber: Hubertus Gaßner und Andreas Stolzenburg, 2011, S. 214-215, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 307