Anthonis van (auch: Antoon van) Dyck, Kopie
Jacob Jordaens, ehemals zugeschrieben

Pferdekopf

Die alte, auf einen Vorschlag von Jaffé (1968) zurückgehende Zuweisung an Jacob Jordaens wurde 1969 von Haverkamp Begemann bezweifelt und von D’Hulst (1974) nur unter Vorbehalt in Betracht gezogen. Den entscheidenden Hinweis zur Bestimmung der Zeichnung gab indes Harzen, der die Zeichnung unter „Van Dyck“ inventarisierte.
Zu diesem Künstler besteht in der Tat ein enger Zusammenhang. Bei leichten Abweichungen im Zaumzeug stimmt der Pferdekopf überein mit dem Kopf des dunklen Pferdes auf Van Dycks „Hl. Martin“ in Windsor Castle.(Anm.1) Gleichzeitig steht eine Zuschreibung an Van Dyck selbst außer Frage: Eigenhändige Pferdestudien sind ungleich sensibler und differenzierter modelliert.(Anm.2) Das Hamburger Blatt mit den glatt durchgezogenen Konturen von Hals und Kopf, den Schwächen in der perspektivischen Erfassung und dem getrübten linken Auge ist sicher das Werk eines Schülers oder Nachahmers. Vielleicht besteht ein Zusammenhang mit einer Van Dyck zugeschriebenen Ölstudie: (Anm.3) möglicherweise diente auch eine verlorene Zeichnung Van Dycks als Vorlage. In gleicher Technik ist eine „Pferdestudie“ des Rubens gearbeitet.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Windsor Castle, Collection of Her Majesty the Queen, Inv.-Nr. 405878, Susan J. Barnes, Nora De Poorter, Oliver Millar, Horst Vey: Van Dyck. A complete Catalogue of the paintings, New Haven 2004, Nr. I.39.
2 Vgl. die mit dem „Hl. Martin“ in Verbindung gebrachte „Pferdestudie“ in Chatsworth, Devonshire Collection, Inv.-Nr. 1009.
3 Pommersfelden, Schloss Weissenstein, Gräflich Schönbornsche Sammlung, Erik Larsen: The Paintings of Anthony van Dyck, 2 Bde., Freren 1988, Nr. 317, vgl. Susan J. Barnes, Nora De Poorter, Oliver Millar, Horst Vey: Van Dyck. A complete Catalogue of the paintings, New Haven 2004, S. 56.
4 „Gesatteltes Pferd mit Detailstudie“, Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 8252, Rembrandt, hrsg. von Klaus Albrecht Schröder, Marian Bisanz-Prakken, Ausst.-Kat. Wien, Albertina, Wolfratshausen 2004, Nr. 71.

Details zu diesem Werk

Schwarze Kreide, Rötel auf hellgrauem Papier 306mm x 235mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21885 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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