Jacob van Strij, Nachahmer
Aelbert Cuyp, ehemals zugeschrieben

Rinder und Hirte in holländischer Weidelandschaft

Die von Harzen überlieferte alte Zuschreibung an Aelbert Cuyp wurde erstmals angezweifelt von Frits Lugt und Jakob Rosenberg.(Anm.1) Beide brachten die auf ungewöhnlich dünnem Papier gearbeitete Zeichnung mit Jacob van Strij in Verbindung, der sich in besonderem Maße an Cuyp orientierte. Robert-Jan te Rijdt konnte diese Vermutung konkretisieren und das Blatt als Pasticcio nach einer Komposition Van Strijs bestimmen, die in einem signierten Aquarell sowie der gemalten Fassung eines Nachfolgers vorliegt.(Anm.2) Der Hirte und die beiden Kühe wurden hier neu arrangiert; eine dritte Kuh, auf der Vorlage links vor dem liegenden Rind zu sehen, wurde umgeformt zu einer Erderhebung. Die bei Van Strij hinten links dargestellte Windmühle findet sich im rechten Hintergrund unseres Blattes.
Die Verwendung einer Zeichnung im Cuyp-Stil als Fundgrube für eine neuerliche Nachahmung erklärt sich aus Cuyps großer Popularität im 18. Jahrhundert. Hier weisen die Initialen „AC“ in der rechten unteren Ecke auf fälschende Absicht, wobei man es vermutlich auf englische oder deutsche Interessenten abgesehen hatte, die mit der Van Strij-artigen Handschrift des Blattes weniger vertraut waren als ihre niederländischen Zeitgenossen.(Anm.3)
Bei der Darstellung eines Holzschuppens auf der Rückseite des Blattes handelt es sich hingegen wohl um eine Skizze nach dem Leben.

Annemarie Stefes

1 In jeweils einer undatierten Karteinotiz im Archiv des Kupferstichkabinetts der Hamburger Kunsthalle.
2 Symposium „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ am 21. und 22. 2. 2008 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle. Vgl. Aukt.-Kat. Lokeren, Galerie De Vuyst, 28. 5. 1994, Nr. 421 und London, National Gallery, Inv.-Nr. NG 2547, Neil MacLaren, Christopher Brown: The Dutch School. Bd. 1, Text and comparative plates, National Gallery Catalogues, London 1991, S. 96 und Taf. 83.
3 Robert-Jan te Rijdt auf dem unter Anm. 2 zitierten Symposium und in einer Mitteilung vom 4. 11. 2009. Häufig kamen englische Kunsthändler nach Dordrecht und hofften, in Cuyps Heimatstadt Gemälde und Zeichnungen des Künstlers aufspüren zu können. Zu den Cuyp-Nachahmungen der Van Strijs vgl. ders., in: Floor de Graaf, Charles Dumas: In helder licht. Abraham en Jacob van Strij. Hollandse meesters van landschap en interieur omstreeks 1800, Ausst.-Kat. Dordrecht, Dordrechts Museum, Enschede, Rijksmuseum Twenthe, Zwolle 2000, S. 153–154 und 171–172; vgl. auch Eric Jan Sluijter ebd., S. 101-103.

Details zu diesem Werk

Feder in Dunkelbraun, grau und graubraun laviert; Einfassungslinien (Feder in Schwarz) 146mm x 231mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21827 Sammlung: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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